Gehorsam zahlt sich aus

Veröffentlicht am 06.12.2002.
Heute ist Freitag, Nikolaus, 2 Tage nach der Sofi. Mittwoch sieben Uhr morgens war es ziemlich dunkel, doch leider umhüllte zur selben Zeit eine dichte Wolkendecke ganz Angola, sodass die Ursache nur durch die aufgeregten Rufe der EPF-Studenten zu erraten war. Selbst die Spezialbrillen konnten das Phänomen nicht klarer zeigen, es war einfach nur zu lange dunkel. Demzufolge war die Zahl derer, die die Zeit der Eklipse zum Nochmalrumdrehen genutzt haben, hoch. Naja, wer nichts erwartet, wird auch nicht enttäuscht. Und Sonnenverdunklungen sind ja in letzter Zeit gar nicht so selten, sodass wir alle hier in Quissala schon eine gesehen haben. Bis auf Martin, denn wie so viele Dinge fehlen in Irland auch Schattenwürfe von Erdmonden. Zumindest in den letzten 148 Jahren.

Gestern war ich wirklich krankschlapp, und demzufolge eher in Schlaf- als in Arbeitslaune. Und das Schicksal hat's eben gut gemeint, nach Regen kommt Sonnenschein, heute war alles wieder gut. Costa hatte es nicht so toll, der hat sich den gestrigen Tag freigenommen, um Negrina's Schwester zu empfangen. Die kam nicht, weil Negrina nicht kam und die kam nicht weil die Tochter auch gekränkelte. Und ich hab' den ganzen Tag gehofft, dass die Mädels nicht kommen. Und weil Angola nicht besonders viele Telefone hat (Deutschland: 200x mehr, pro Einwohner) ist manchmal Geduld besser als handeln. Denn Costa ist heute morgen in die Stadt gefahren, in der Hoffnung, dort nicht so einsam zu sein. Mir war's heute ein guter Tag, mit Dusche (kalt und funktioniert nur einzweimal die Woche) und Lieblingshemd. Die elektrische Energie, die es endlich wieder aus der Wand kommt, haben Martin und ich gerade über den notwendigen Umweg von schöner Musik in gute Laune umgewandelt, als Gizoma in unseren mit gespendeter kaputter Technik vollgestopften Zeichen+Computer+Development-Instructor-Raum hineinschneit, um mir die Nachricht "Your girlfriend is waiting for you" zu überbringen. Der über afrikanischen Opportunismus nicht aufgeklärte Beobachter würde denken, dass Negrina's Schwester Gizomas Freundin wär, doch das ist nicht ganz korrekt. Doch Costa wartet wieder vergeblich in Residência.

Heute bekam Martin seinen Hut zurück, fehlt nur noch der Regenschirm und er kann wieder nach Irland. Wann das ist, das weiß er nicht, denn er traut sich nicht zu fragen. Ich habe gefragt, nach den Dingen, die ich brauche. Zum Beispiel etwas Geld: "Ja, das Geld ist da, wir warten nur noch auf die Schecks". Aha, und eine weitere Woche ohne Geld. Habe ich schon erwähnt, dass es beim roten Kreuz Kost und Logie umsonst gibt, zusätzlich zu einem 5-fachen unseres theoretischen Taschengeldes? Ich glaube, dass ich irgendwann wieder nach Angola komme, dann aber für eine andere Organisation. Idealismus ist gut, aber Effizienz ist auch erstrebenswert. In unserem Fall geht leider nicht beides.

Und deshalb bin ich hier in Quissala und nicht in Huambo, es gab kein Auto, um mich in die Stadt zu bringen und kein Platz, an dem ich dort schlafen darf. Also muss ich meine Stadtgeschäfte auf nächste Woche verschieben. Doch morgen werde ich stadteinwärts wandern, Freunde besuchen.

Angola

Beschreibung

Von September 2002 bis März 2003 habe ich bei der Organisation ADPP in Huambo, Angola als Tutor gearbeitet. Ich habe Englisch und Computernutzung an einer Schule für angehende Grundschullehrer unterrichtet.

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