Urlaub in Kapverde Tag 16-18

Veröffentlicht am 09.03.2007.

São Vicente
Mi, 7.3.

Noch vor dem Frühstück machen wir einen kleinen Spaziergang, den wir zurückzu nochmal genauso abgehen müssen, da Flo ihre Socke verloren hat. Nachdem auch diese wieder aufgefunden wurde, gibt's wieder leckeres selbst­gemachtes Frühstück. Und uns erwartet eine Überraschung - da neben uns ein älteres Pärchen eingezogen ist, welches anscheinend länger bleibt, haben wir ab heute sogar Gas und können selber kochen. Etwas, das uns beim Anblick der Marktfrauen mit ihrem frischen Gemüse immer furchtbar gefehlt hat. Um die Freude zu verstärken, bekommen wir von unserem neuen Nachbarn gleich einen ganzen Beutel Sojabrötchen geschenkt - weil er Diabetiker ist.

Nun machen wir noch einmal unsere alte Runde: zum Fährbüro. Und auch dort gibt es Neuigkeiten: es wird tatsächlich noch eine Fähre am Do geben, allerdings über São Nicolau, das heißt, wir würden über 18 Stunden auf See sein. Das klingt Tina nach zuviel, deshalb gehen wir auch noch zum TACV-Büro, wo Flüge nach Santiago angeboten werden. Allerdings erfahren wir, dass es 23800 ECV für 2 Erwachsene und 1 Baby kostet, während die Fähre immerhin noch mindestens insgesamt 7800 ECV (für uns: 1 € = 107 ECV) kostet. Der Geiz siegt und wir kaufen Fährtickets.
Jetzt machen wir noch ein paar Einkäufe für unser erstes eigenes Abendessen: Suppe aus Bohnen, Maniok, Kartoffel (inglesa), Kürbis und Knoblauch. Leckerlecker! Allerdings haben wir hoffnungslos zuviel gemacht und so wird mindestens die Hälfte übrigbleiben.

São Vicente -> São Nicolau
Do, 8.3.

Heute wache ich (Bläulmann) mit Gelenkschmerzen, abwechselnden Kälte- und Hitzeanfällen und Müdigkeit auf. Weil's nicht von allein vergeht und heute die große Reise mit der Tarrafal nach Santiago ansteht, nehme ich Paracetamol, und es wird nicht bei einer Tablette bleiben. Auch Hunger stellt sich nicht ein, ich esse aber trotzdem 2 Brötchen und das wird (bis auf ein paar Kekse) das einzige Essen der nächsten 24 Stunden bleiben. Tina geht's gut und sie findet die Suppe trotzdem lecker und mampft einen Riesenberg weg. Trotz allem hinterlassen wir immer noch einen scheinbar vollen Topf. Der Schlomi geht's wie immer super und so machen wir uns auf den Weg zur Fähre. 12 Uhr sollte die Fähre losfahren und das klappt diesmal sogar. Aus den angeblichen 2 Stunden bis São Nicolau werden 6 und uns wird gehörig übelig-seekrankig. Für mich ist das was neues, ging es mir doch bis jetzt auf Schiffen immer ganz gut. Zum Glück helfen uns die Kapverder an Bord bei der Bespielung von Grinsebacke-Flirt-Schlomi, die keine Probleme mit Wellen, sondern abwechselnd schlafen, trinken, kommunizieren und körpererfahren möchte - sich also wie immer benimmt. Und die Eltern übeln ordentlich vor sich hin, diesmal bei Tina sogar mt Erfolg, sie füllt eine Tüte (die von der Fährgesellschaft kostenlos verteilt wurden, die werden schon wissen warum!!!). Es gibt für unsere billigen Tickets auch nur Holzstühle - Schlafen unmöglich - und auf dem Boden zu liegen wird uns verboten.
Als wir gegen halb 7 Uhr abends endlich in São Nicolau landen, ist uns so übel, dass Tina unsere Tickets auf Supersessel aufbessert - gegen 20 €. Dort verbringt Familie Bläul dann eine geruhsame Nacht.

Santiago
Fr, 9.3.

FähreHeute wachen wir mit Blick auf ein im Sonnenlicht ruhig glitzerndes Meer auf, hinter dem schon die Silhouette von Santiago zu erahnen ist. Als wir wenig später erholt am Kai der Hauptstadt Praia stehen, ist von Wolf nichts zu sehen - nicht das wir verabredet waren, aber es hätte sein können, dass er uns empfängt. Später erfahren wir allerdings, dass er Montag abend unsere Mail vom Ausfall des Schiffes um Minuten verpasst hat und deshalb leider stundenlang umsonst im Hafen gewartet hat - ohne dass die Tarrafal eintraf. Genausowenig sicher konnte er sich also sein, dass wir diesmal mit von der Partie sind.
Wir haben uns also ein Taxi gesucht und sind losgefahren. Der Fahrer kannte sogar unsere liebe Joana Lima (unsere Gastgeberin auf Santo Antão, der Fahrer kam nämlich aus Ribeira Grande und dort ist Joana anscheinend wohlbekannt - CV ist eben auch nur ein Dorf), aber nicht die Straße UCCLA, wo der Wolf wohnt. Also fragt er haufenweise Leute, die alle mit dem Kopf schütteln, und erklärt uns, dass in Kapverde zwar Restaurants und Co gute Markierungen abgeben, aber kein Mensch die Straßennamen kennt (die übrigens auch nur sporadisch irgendwo stehen). Trotzdem waren wir schon mehrmals auf der richtigen Rua, bis sich Txaka (Taxifahrer) sicher ist. Dort ist auch die Gelaria Artica, in der ich erfahre, dass in diesem Haus ein Branco namens Wolf wohnt. Also hoch die Treppe und 3x geklopft. Auf macht eine Frau namens Cedalia, die mich auf Crioulo mit Ah Christian, erinnerst du dich an mich? begrüßt. Ich habe keine Ahnung und sie erklärt mir, dass uns Wolf vor 3 Jahren in einem Restaurant namens Paraiso in Praia vorgestellt hat und sie jetzt seine Hausangestellte ist. Von Wolf fehlt allerdings erstmal jede Spur, Max ist auch mit ihm fort, aber unpraktischerweise liegt sein Handy noch da. Nach einer Weile, die wir mit Trinken, Ausruhen, Bügeln und Babybespielen verbringen, ruft Cedalia Claudia an, die Schweizerin ist und im Krankenhaus arbeitet. Diese kommt auch sofort und redet gleich auf's heftigste in Crioulo mit Cedalia, obwohl sie erst/schon seit 8 Monaten im Land ist. Dann rufen die beiden solange herum, bis Wolfs Aufenthaltsort durch einen alten Schweden, Birger, der wie Claudia wunderbar deutsch spricht, enttarnt wird.
Wolf kommt, Cedalia geht nach Hause und der Rest zum Grillrestaurant Dragoeira (das heißt wahrscheinlich Drachenbaum). Anschließt schauen wir bei Wolf's neuem Palast vorbei. Das ist eine riesige Wohnung in Gehweite von der alten, die durch einen Wasserschaden verschimmelt ist. Dort lässt Wolf von allerlei Handwerkern ein schönes neues Heim von nicht weniger als 300 m² errichten. Nebenan wohnen zwei ganz liebe Auswanderer: Birger und Eva, die wir prompt besuchen und uns deutsch über Hunde, marokkanischen Saharasand und Babys unterhalten.

Später schauen wir in unserer neuen Unterkunft vorbei: die brasilianische Vizekonsulin Rosely hat ihr Gästezimmer für uns hergerichtet. Es ist aber erstmal nur Christino, der Hausangestellte da. Es gibt Kaffee für alle (ausser Max) und Christino freundet sich gleich wunderbar mit Flo an. Rosely´s Wohnung ist wunderschön und unheimlich geschmackvoll eingerichtet, beschämt denke ich an unsere eher lieblos zusammengwürfelte Einrichtung in Deutschland.

Rosely ruft zwischendurch mehrmals an, bei ihr wird es etwas später, aber uns wird die Zeit nicht lang, wir haben wunderbare Unterhaltung durch Wolf und Max, und es gibt für uns Dreckspätze sogar eine heiße!!!!! Dusche, ein Luxus, den wir seit mindestens 2 Wochen entbehrt haben. Gegen 8 kommt dann auch unsere Gastgeberin heim: Rosely ist eine etwa 50-jährige herzliche, sehr hübsche Frau, die auch noch wunderbar deutsch spricht (mit der Bitte, ihre Fehler zu korrigieren). unsere Pizzaria kappaWir fühlen uns sofort zuhause, so herzlich werden wir aufgenommen. Zum Abendessen gehen wir in eine Pizzaria (zumindest die Hälfte von uns geht, die andere fährt mit dem Taxi, auf dem Rückweg werden wir es dann andersherum machen), Flo schläft die ganze Zeit friedlich in ihrem Wagen und die Erwachsenen lassen es sich bei guten Gesprächen munden. Und es ist sehr schön und befreiend endlich mit jemand anderen als uns selbst reden zu können. Und so fallen wir abends todmüde, aber seeehr glücklich ins Bett.