SantiagoSa, 10.3.
Die Nacht ist für uns um halb 8 zu Ende, eine moderate Zeit für Flo. Ganz in Ruhe wird erstmal gestillt und gewickelt, Christino hat den Frühstückstisch schon gedeckt. Eigentlich wollen wir ja auf Rosely warten, aber Christino warnt uns vor, das könnte dauern. Na dann essen wir eben doch jetzt. Es gibt Brötchen mit einer ausgezeichneten Rhabarber-Ingwer Marmelade, außerdem 3 Sorten Cornflakes. Wir freuen uns über diese Vielfalt und probieren alles einmal. Und als der Kaffee auf trinkbarer Temperatur ist, kommt auch Wolf vorbei. Wir verabreden uns, ihn in einer halben Stunde zuhause abzuholen und dann mit dem Bus auf's Plateau zu fahren. Kurze Zeit später ist auch Rosely wach und wir verschwatzen die Zeit - natürlich - aber wer erwartet schon von uns, pünktlich zu sein. Und tatsächlich - Wolf ist genau in dem Moment startbereit, in dem wir an seine Tür klopfen. Max bleibt diesmal zu Hause, es ist zu heiß und in manchen Bussen dürfen keine Hunde mitfahren.
Flo schläft mal wieder gemütlich, diesmal im Tuch und so lässt sich Wolf einen Termin bei seinem Barbier geben und die Wartezeit vertreiben wir uns auf dem Markt, wo es krass eng ist und jeder geschäftig sein Obst und Gemüse anpreist. Außerdem gibt es jede Menge Handtaschen in Armeemuster für 100 ECV (es scheint erst kürzlich eine Schiffsladung davon eingetroffen zu sein). Wir kaufen ein paar Bananen, nach einigem Feilschen für 200 ECV und gehen dann nochmal zum Barbier. Hier lässt sich Wolf dann von einem feingekleideten Rasierer (der sehr religiös ist und es nach der Arbeit nicht mehr schafft sich für die Kirche umzuziehen, deswegen der feine Anzug) den Bart abschneiden - so richtig wie im Film mit Rasierpinsel und Messer und ganz ohne Blut. Danach spazieren wir noch ein wenig durch die Straßen, besuchen das Hotel, in dem Christian vor 3 Jahren schonmal gewohnt hat (doch die Erinnerung ist fast komplett verblasst) und fahren dann mit dem Bus wieder nach Hause. Eigentlich wollte Wolf jetzt mit dem Schreiner seiner neuen Einbauküche essen gehen, doch der ist schon weg. Flo schläft sich ordentlich aus und die Erwachsenen werden von einem von Christino ausgezeichnet gekochten Mittagessen erwartet.
Nachdem wir den Nachmittag verfaulenzt haben, gehen wir an den Strand, wo wir einen wunderschönen Sonnenuntergang mit Blick auf Fogo erleben dürfen. Badesachen haben wir allerdings im Gegensatz zu den zahlreichen Einheimischen nicht mit, weshalb nur die Zehenspitzen mal probieren dürfen.
So, 11.3.
Die Nacht war wieder mal kurz, wir entsprechend müde und um 11 steht Wolf vor der Tür. Eigentlich wollten wir ja heute zu Cedalia gehen, seiner Haushaltshilfe, die Ende 6. Monat schwanger ist, aber da sie grad kein Gas zum Kochen hat, verschieben wir den Besuch. Wolf hat sich dafür etwas anderes für uns ausgedacht. Wir fahren nach Cidade Velha, was die erste Stadt auf den Inseln und außerhalb Europas (??) überhaupt war. Zu Fuß geht's in der Mittagssonne erstmal zum Aluguerabfahrplatz ("tª branca" - weiße Erde). Und da Wolf hier jeden und alles zu kennen scheint, bleiben wir hier uns da stehen, begrüßen und werden begrüßt und finden natürlich auch immer wieder andere Muttis zum Babyvergleichen. Kurze Zeit später fahren wir dann mit unserem vollgestopften Sammeltaxi (wir glauben schon, dass mehr Leute gar nicht in einen Kleinbus passen, werden auf der Rückfahrt aber eines besseren belehrt) , in dem es sogar "Stehplätze" (da die Toyota-Busse aber nur 1,50 m hoch sind, stark gekrümmt) gibt, Richtung Westen. Etwa 20 Minuten und jede Menge Durchgeschüttel später steigen wir in einem kleinen Örtchen am Meer aus. Und weil grad immer noch Mittag ist gehen wir zuerst mal zum Italiener. Ja richtig gelesen, es gibt hier einen waschechten Italiener, der kocht und backt, was das Zeug hält. Wir essen lecker Lasagne und Tiramisu - fast besser als in Deutschland.
Und dann geht's auf Entdeckungstour. Die Stadt ist alles in allem nichts besonderes, ärmlich, klein. Am Strand baden viele Kinder, aber der schwarze Sand ist von der Sonne so heiß, dass man ihn nicht ohne Verletzungen betreten kann - trotzdem werfen sich ständig Kiddies im Spiel hin, während Fischer ihren Fang präsentieren. Das Spektakuläre kommt dann, als wir die Stadt in Richtung Inselinneres verlassen. Da tut sich uns plötzlich eine kühle grüne Oase auf, in der man immer treppauf zu einem idyllischen alten Kloster kommt - verlassen und halbverfallen natürlich - aber trotzdem ein wunderschöner Ort zum Relaxen mit fantastischem Ausblick auf Meer und Insel. Hier tobt sich Max, unser Schäferhund an jedem Stöckchen aus. Nach dieser tollen Wanderung quetschen wir uns also wieder ins Sammeltaxi, noch voller und enger diesmal, auf der ersten Rückbank sitzen sage und schreibe 6 Personen, 7 wenn man Flo mitzählt, und fahren wieder Richtung Heimat. Und müde wie wir sind geht's früh ins Bett, Rosely sehen wir nur im Vorbeigehen.
Wir erfahren später, dass der Botschafter und der Honorarkonsul außer Landes sind und Rosely deswegen die Botschaft grade alleine führt. Kein Wunder also, dass sie wenig Zeit für uns hat.
SantiagoMo, 12.3.
Heute - Faulenztag. Wolf kommt zum Mittagessen und später arbeiten die beiden Männer noch ausgiebig an Wolf's Homepage fragatt.com. Ansonsten nix neues!