(Espargos) SalFr, 23.2.
Die Nacht ist kurz, Flo zwischen 3 und 5 wach, schläft dann aber nochmal bis halb 8. Na auch kein Wunder, wo sie gestern ihren Nachtschlaf unerwartet schon um 17 Uhr begonnen hat. Wir beeilen uns mit dem Frühstück (heute gibts kein Wasser und nur 5 Gramm Butter für uns beide zusammen, dafür Bananen in Hülle und Fülle), denn wir müssen ja noch rausfinden ob unsere Fähre nach Sao Vicente heute geht. Falls ja, müssten wir das Zimmer bis um 10 räumen. Der Mann im Fährbüro hat Neuigkeiten, die Fähre geht morgen, auch wenn noch keiner weiss wann genau, und wir dürfen heute sogar Tickets kaufen. 7600 ECV für uns beide - doch etwas teurer als erwartet... Und wir sollen morgen nochmal anrufen, der Abfahrtszeit wegen. Wir verlängern unser Hotelzimmer noch um eine Nacht und beginnen dann unseren Tagesausflug zu den Salinen. Weil wir geizig sind zu Fuss. Im Reiseführer steht es sind etwa 10 km. Na das sollte doch zu schaffen sein. Nach knapp 3 Stunden in der heissen Wüstensonne geben wir unseren ursprünglichen Plan auf und biegen von der asphaltierten Strasse ab, um querfeldein schneller zum Meer zu kommen. Von wegen 10 km... Unser Stück Meer is sehr einsam und sehr wild, nicht geeignet zum Schwimmen, aber es hat sich ein natürlicher kleiner Pool gebildet, der zum Füssereinhalten vollauf genügt. Im Wasser finden wir schöne Riesenmuscheln - Mitbringsel für die Familie. Der Wind weht heftigst, die Wellen sind riesig, Flo wird auch langsam ungeduldig, Schlaf ist mal wieder vonnöten. Und nach einer schönen Stunde am Meer, mit Baden und Picknicken und Muscheln suchen, machen wir uns wieder auf den Weg zurück. Laufen wollen wir allerdings nicht mehr weit, der Nacken brennt und unser Wasser ist schon lange alle. Also halten wir ein Taxi an, 2 Leute sitzen schon drin und ein Fahrer - na da passen 3 Bläuls und ein Kinderwagen auch noch rein... Für 300 ECV werden wir innerhalb von 10 Minuten in die Stadt zurückgebracht, wo wir erstmal ausgiebig auf unserem Zimmer relaxen müssen, wollen, dürfen...
Abends gehts dann wieder ins Macronesia, heute gibts Fisch, danach hat Christian keine Lust auf weitere Puhlerei in diesem Urlaub.
Sal -> São VicenteSa, 24.2.
Bis um 10 müssen wir das Zimmer räumen, also heißt es morgens nochmal packen, unsere Reisetasche dürfen wir im Hotel einschließen, also müssen wir sie nicht den ganzen Tag durch die Gegend fahren. Als erstes steht ein Besuch beim Fährbüro an, die Fähre fährt frühestens um 19 Uhr - vielleicht. Also gondeln wir ein paar Stunden durch die Stadt, sitzen eine Weile im Foyer des Hotels und laufen gegen halb 5 auf der Straße in Richtung Palmeira los.
Der Spaziergang ist schön, die Sonne brennt nicht mehr so und um 6 stehen wir am Hafen, wo wir gesagt bekommen, die Fähre geht um 22 Uhr. Na dann suchen wir uns eben ein Plätzchen zum Essen und rumsitzen. Prompt werden wir von der Dorfnervwurst aufgegabelt, und weil wir höflich sein wollen, werden wir ihn so schnell nicht wieder los. Er schleppt uns zu einem kleinen Restaurant, wo wir versuchen Reis mit Gemüse zu bestellen, was gar nicht so einfach ist, da sich inzwischen das halbe Dorf eingefunden hat und auf uns und aufeinander einredet. Heimlich versucht die Nervwurst gelegentlich etwas für sich selbst zu bestellen, auf unsere Rechnung natürlich, aber die Kellnerin fällt nicht drauf rein, sie ist das von ihm wohl schon gewohnt. Wir bekommen Reis mit Salat - eigentlich sollen wir ja keine rohen Dinge essen, aber wir sind hungrig - also rein damit. Außerdem kann man selbst am Rand einer Wüste keiner Tomate widerstehen.
Nach Stunden des Wartens begeben wir uns nachts halb 10 zum Eingang des Fährgeländes und erfahren, dass es bereits möglich ist, die Fähre (port.: ferry oder barco) zu betreten. Keiner hält uns auf, also laufen wir den Steg mitsamt dem Kinderwagen und der Reisetasche hoch auf's Schiff. Leider gibt es an Deck keine Sitzplätze und nachdem uns 2 Leute (ein Beiruter und ein Kapverder) ihre Lebensgeschichte aufgedrückt haben, laufe ich auf Hinweis eines Cargomenschen zum Käptain. Der schaut aus seiner Brücke gelangweilt auf den Entladeprozess und sagt mir, dass er die Schotten zum Salão später öffnet. Stattdessen schmeißt er uns eine halbe Stunde später von seinem Schiff um gleich darauf zu sagen, dass wir jetzt doch im Salão sitzen dürfen. Das tun wir, schlafen auch fast schon ein (Schlomi grunzt sowieso) als die Fernseher angehen und eine Kapverdische Soap beginnt und scheinbar alle an Bord (außer uns) aus einem Hals lachen. Tatsächlich legt unser Schiff kurz vor Mitternacht ab.
Nach einer Weile setzen wir uns an eine ruhigere Stelle des in Bremen gebauten Schiffes Praia d'Aguarda und bekommen prompt die Anweisung, sofort wieder zu gehen, weil niemand hier sitzen darf. Im gleichen Satz sagt der Steward dann aber das wir's doch dürfen und wir sind allein mit Schlomi und der Seekrankheit. Letztere erwischt Tina besonders, doch der finale Ausbruch bleibt uns erspart, nur Schlomi schenkt uns gelegentlich ein ganz klein bisschen Quark.
São Vicente So, 25.2.
Morgens kommen wir halbwegs erholt in Mindelo an. Erstmal müssen wir die Übelkeit verdauen und setzen uns an die Strandpromenade. Sofort werden wir von einem sehr symptischen Rastamann angequatscht. Er kommt aus Mali, ist offensichtlich bekifft und zeigt uns seine Schätze, die er zum Verkauf anbietet. Als wir aber nichts kaufen wollen, ist er trotzdem noch sehr nett uns bleibt noch eine ganze Weile mit uns sitzen.Nach einem ausgiebigen Frühstück mit Kartoffelchips, Babybrei, Keksen und vielen neugieriegen Blicken zu unserer Bank direkt am Meer laufen wir zum ältesten Haus der Stadt, weil dort Hotel Chave d'Ouro (Goldschlüssel) einen billigen Aufenthalt versprechen. Leider gibt es hier ein Gemeinschaftsbad und im quarto casal (Pärchenzimmer) zwei weit von einander entfernte Betten, wir gehen also weiter und nehmen schließlich ein häßliches Zimmer mit einem Bad, bei dem man sich duschen möchte, nachdem man rausgekommen ist (und warmes Wasser gibt es leider auch nicht). Nach einer anstrengenden Wanderung durch Straßen von Mindelo, auf der Suche nach einem Restaurant das abends bereit ist, uns weder Fisch noch Fleisch zu servieren, geben wir auf und besuchen das Chave d'Ouro erneut. Dort isst Tina panierten Fisch und ich Cachupa (Bohneneintopf mit Rinderteilen).