Dresdner Klimaaktivist; #TeamHabeck

Urlaub in Kapverde Tag 40-42

Veröffentlicht am 02.04.2007.

Fogo
Sa, 31.3.

Heute morgen wird Geld gezählt, Fazit, das wird gestern wohl unser letzter Restaurantbesuch gewesen sein. Für Übernachtungen ist noch genügend da, für Bus eigentlich auch, und danach haben wir noch etwa 8 Euro für 4 Tage... Eine Herausforderung, aber nicht unmöglich! Unser Morgenspaziergang führt uns zum Strand zurück, wo wir uns ein einigermassen schattiges Plätzchen suchen, um dort unsere restlichen Kekse und eine Orange zum Frühstück verspeisen. Danach taucht Gogo nochmal in die Wellen ab, sie sind ebenfalls hoch, aber nicht mehr solche haushohen Ungetüme wie gestern. Auf dem Rückweg kaufen wir Tütensuppe für 30 ECV das Stück und werden dann abends versuchen, heißes Wasser und eine Schüssel von den Küchenfrauen zu erbetteln.

WelleJetzt gammeln wir ein bischen herum und schon bald ist es wieder nachmittag - Zeit um an den Strand zu gehen. Das haben sich auch die Kapverder gedacht, denn der Strand ist mal wieder voller Menschen. Deshalb gehen wir ein Stück und finden heraus, dass sich tatsächlich ein riesiger schwarzer Strand überall unterhalb von São Filipe befindet. Gogo springt wieder durch die Wellen, bis er voller Sand ist - es wird Tage dauern, bis selbst der letzte Krümel verschwunden ist, denn duschen hilft bei dieser Spezies nur wenig.
Auf dem Rückweg sehen wir überall kleine violette Blasen auf dem Strand, sie sehen aus wie geschmolzene Plastiktüten. Allerdings platzen sie mit einem Knall, wenn man drauf tritt - Tina's Theorie: Schwimmblasen von Fischen. Dann allerdings entdeckt Gogo ein besonders großes Exemplar (hat es sich etwa bewegt?) und muss es sich natürlich genauer ansehen. Großer Fehler! Das blöde lila Ding macht einen tierischen Schmerz am Finger! Hektisch rennt der Gogo mitsamt seinem Finger zum Meer, um ihn abzuwaschen. Scheinbar ist nichts steckengeblieben, noch nicht mal ein Fleck ist zu erkennen. Aber der Schmerz... Nach einer kleinen Weile ist der ganze Finger rot und geschwollen und der Schmerz zieht bis in die Schulter, jetzt ist die Frage Arzt oder nicht??? Auf dem Rückweg fragen wir eine Einheimische, was das Ding denn gewesen sein könnte und voilá - anscheinend war es eine Anemone. Ich dachte eigentlich immer, Anemonen wären hübsche Unterwasserpflanzen, die keinem was tun, und nur gut aussehen können. Nun - falsch gedacht!!! Die Einheimische meinte, das Ding wäre nicht allzu gefährlich. Also beschließen wir, noch ein wenig abzuwarten, wie die Sache sich entwickelt, wenns schlimmer wird wissen wir zum Glück, dass ein Krankenhaus gleich bei uns um die Ecke ist. Zurück im Hotel finden wir auch im Reiseführer keine weiteren Auskünfte über fiese beissende Seeanemonen, aber nach einer sehr langen, herzhaft kalten Dusche geht's schon wieder besser. Glück gehabt - heute zumindest stirbt erstmal keiner!

Nach dieser Panik meldet sich erstmal der Hunger besonders stark, da wir ja erst ein paar Kekse und Nüsse gegessen haben. Gogo rennt also samt Baby runter in die Küche, um Wasser und Schüssel zu erbetteln, und die Frauen haben so viel Mitleid ob unserer Armut, dass sie uns unsere 30 Cent Tütensuppe gleich unten kochen und uns eine Saftbüchse dazuschenken. Die Tütennudeln bescheren uns den 2. Schmerz für heute, sie sind nämlich furchtbar scharf, nach jedem Löffel muss erstmal Nase geputzt werden. Unten wird Flo heimlich mit Fritten und Tomatensaft gefüttert, wir haben die Frauen vorgewarnt, dass Flo alles wieder auskotzen wird, aber wer nicht hören will muss fühlen. Flo hinterlässt etwa eine halbe Stunde später eine riesige Lache auf dem Küchenboden... Danach wird geschlafen.

Fogo -> Santiago
So, 1.4.

Aufstehen um 8, Flo fertigmachen, Tasche packen, bezahlen, die mitleidigen Küchenfrauen schenken uns 2 alte Brötchen, wir nehmen sie dankbar an. Um 10 machen wir uns auf den Weg zum Flughafen, laut Karte sollten es etwa 4 Kilometer sein, wir rechnen 90 Minuten für den Weg. Der Morgen ist fürchterlich heiss und die Strasse zieht sich schattenlos hin, aber nach nur einer Dreiviertelstunde taucht plötzlich hinter einem Hügel ein kleines einstöckiges Gebäude auf - der Flughafen! Hier können wir unsere Brötchen essen und es gibt sogar Strom für Tagebuch schreiben.

Und schon nach 20 Minuten Flug sind wir in Santiago, bei Wolf, Birger, Claudia & Co. Wir können einen Taxifahrer herunterhandeln, uns für 300 ECV zur Achada mitzunehmen, und kommen so kurze Zeit später beim Wolf an. Dort werden erstmal Neuigkeiten ausgetauscht, dann gibt's für die Halbverhungerten leckere Nudeln mit Tomatensauce, die Männer arbeiten noch etwas an der Webpage und dann gehen wir zu Eva und Birger - Wäsche waschen. Ganz dringend nötig, zumindest bei den Windeln. Die beiden sind erstmal nicht zuhause, wir warten auf einer Mauer, erkennen gleich mal Birger nicht, der an uns vorbeischleicht, aber zu unserer Verteidigung - er war in Verkleidung (2 fremde Hunde) und er hat uns auch nicht erkannt. Im Dunkeln... Kurz darauf kommt dann auch Eva mit Odin und bietet uns Unterschlupf. Auch hier wird über die letzten 2 Wochen geplaudert, wir müssen uns dann aber bald wieder verabschieden, immerhin fährt um 9 der letzte Bus aufs Plateau und ein Hotel haben wir auch noch nicht. Höchste Zeit also - erster Stop - Hotel Sol Atlântico. Sie haben ein Zimmer, allerdings für 2500 ECS. Nächster Stop - Pensão Jajó, wo wir das letzte Mal auch schon gewohnt haben. Leider haben sie kein Zimmer mehr frei. Also zurück zum Sol Atlântico, einchecken, die Angestellten sind unfreundlich, die Zimmer klein und hässlich, in dem Bettzeug haben mindestens schon 5 andere Leute geschrieben, Zudecken gibt's nicht, dafür ein Badezimmer für 10 Zimmer inklusive Überschwemmung und unabschließbarer Tür, die Küche ist vollgekotzt und es wimmelt vor Mücken. Das macht ganz viel Laune aufs schöne Deutschland. Wir bringen die Nacht mit Ach und Krach herum, Harndrang wird gehalten und am Morgen sind wir alle furchtbar zerstochen, am Schlimmsten hat's die Flo erwischt.

Santiago
Mo, 2.4.

Wir beschließen schnellstmöglich auszuchecken, das Frühstück nehmen wir aber noch mit. Es gibt pro Person ein Brötchen und 3 Bananen (nicht pro Person, sondern für alle Leute von den 10 Zimmern - wir gehen leer aus). Wir verlassen das Hotel alsbald auf Nimmerwiedersehen, fragen nochmal bei Jajó nach - heute gibt's ein Zimmer, allerdings um einiges oberhalb unserer Preisklasse. Diese Nacht wird dann wohl auf Wolf´s Fußboden enden.

Jetzt machen wir uns erst einmal auf die Suche nach dem Postamt, um einen Brief mit Fotos für Joana aus Santo Antão abzuschicken. Das gelingt und so fahren wir mitsamt dem Kinderwagen in einem kleinen Stadtbus zu Wolf's Wohnung, um ein letztes Mal Cedalia Hallo zu sagen. Die schwatzt gerade mit Moses, einem weiteren ehemaligen Mitarbeiter des Paradieses (einem der Hotels, in dem ich vor 2 Jahren gewohnt habe). Plötzlich taucht auch Wolf auf, halb nackt und noch duschnass. Jetzt ist die Runde komplett und es gibt leckeren Kaffee. Nein halt, plötzlich tauch auch noch Nando, Wolf's Schreiner auf - er möchte mit Wolf Fensterglas für seinen neuen Palast kaufen. Als Wolf's Handy klingelt, gibt er mir einfach stumm das Telefon: ich bin geschockt! Was soll ich mit dem Ding? Wer ist dran? Die Fluggesellschaft TACV verspätet ihren morgigen Flug um 6 Stunden. Das passt uns gut, weil wir dann auch Claudia nochmal zum Essen einladen können.
Und wenig später ist die Bude leer - nur wir und Cedalia sind noch da. Klar, dass wir über Babys reden. Flo bekommt eine Krabellektion und wir einen Einblick in Cedalias Leben: sie ist 38 und hat 2 Kinder - allerdings lebt die älteste in den USA und 2 weitere Kinder sind gestorben. Besonders tragisch: die beiden waren Jungs und jetzt ist sie im achten Monat schwanger - wieder mit einem Jungen. Dann verabschieden wir uns ganz herzlich von ihr und kümmern uns um bläulische Körperhygiene.

Abends geht es dann zum Saubere-Windeln-abholen zu Birger und Eva, und wir werden wie immer herzlich willkommen. Als uns fast die Augen zufallen und Flo mürrisch wird, verabschieden wir uns bis zum Frühstück am Di. Flo, beschützt von Schäferhund Max, schläft sofort ein und mein Hunger wacht auf. Weil Tina aber keine Kraft für noch mehr Trubel hat, baut sie sich auf Wolf's Fliesenboden aus Handtüchern ein Lager und schläft, wärend wir Männer uns in die Achselhöhle der Kobra setzen, einem entspannten Crepe-Restaurant im Stadtteil Weiße Erde.