Wer hätte das gedacht, verheiratet-sein fühlt sich genauso wie verliebt sein an.
Ich bin jetzt ein Bläul! Und das kam so: Im Dezember 2004 haben wir uns verlobt und unseren 2. Jahrestag als Zeit der Hochzeit festgelegt. Seit dem sind Einigkeit, Vorfreude, Aufregung, Stress und Panik gleichermaßen angewachsen. Ich habe meine Tina wegen der Physik nicht so unterstützen können, wie ich es gern getan hätte und hatte außerdem nicht so genaue Vorstellungen wie sie: Tina wusste schon vor Monaten genau, wie sie Details gestalten will.
Da blieb mir gerade einmal, an Musiker zu denken und ihr zur Seite zu stehen.
Mein Junggesellenabend, das war glücklicherweise nicht die rauschende Party mit Striptease und Bier, sondern ein ruhiger Abend beim Trauzeugen Niko:
nächtlicher Spaziergang durch die Neustadt, Gespräche, zum Abendbrot Öl mit Ei und paniertem Mozzarella.
Frau Braut hatte dafür dann die Bude voll, der Tag vor der Hochzeit:
ganz früh aufstehen und 3 mal Kuchen machen – glücklicherweise gabs im Aldi Tortenmischung ohne Backen – was für eine Zeitersparnis, kaum ist der Kuchen fertig, klingelts schon an der Tür: es ist die Oma, pünktlich um 10 mit Brötchen ausreichend für ne ganze Kompanie. Dabei ist doch ausser dem gestressten Glück nur noch mein Brüderchen da. Drei Tage später werden die übriggebliebenen Brötchen sowieso unter den Ratten aufgeteilt ;-). Also darf sich Bruder Andre mit der Oma und dem Fast-Bräutigam an den Tisch setzen, Frau Braut ist zu missmutig an diesem Morgen.
Alsdann geht’s los in den Festsaal, heute muss geschmückt werden. Oma und Gogo fahren vollgepackt mit Kisten und Beuteln los, Tina holt das Auto.
Schicker Kleinwagen – und damit Frau Braut auch weiß wie lange es genau dauert von ihrer Haustür bis zum Standesamt zu kommen, muss heimlich nochmal die Strecke abgefahren werden – ich messe exakt 13 Minuten.
Also Andre und auf halbem Wege dann auch Lena eingepackt und ab, dem Gogo dekorieren helfen. Bei unserer Ankunft erwartet uns schon eine freudige Überraschung – Geschirr als auch Getränke sind schon da und bereits in das obere Stockwerk getragen – was bin ich froh, dass ich keine Kisten mehr schleppen muss.
Wir packen aus und um, blasen auf, werfen durch die Luft, schneiden auseinander oder binden zusammen – und nach beinahe 6 Stunden ist aus einem schönen Saal ein noch viel schönerer Saal geworden. Passgenau in diesem Augenblick ruft meine Cousine Louise an, die fleissige Hochzeitstortenmacherin, und verkündet, sie sind erstens angekommen, haben zweitens in ihrer Unterkunft eine Küche weswegen sie drittens nicht in den Raum kommen muss und ollte viertens fragen, welche..... und weg ist das Gespräch – na toll, wir warten noch ein paar Minuten und fahren dann in Richtung Heim.
Vor der Haustür warten auch schon Cousine Josi und ihr Liebster Tino, grade angekommen – na wenn das nicht passt. Gogo packt noch schnell seine Siebensachen zusammen, hast du die Schuhe, hast du den Rasierapparat, hast du das Zahnputzzeug? Ein langer Kuss und eine Versicherung, wir sehen uns ja in ein paar Stunden wieder – und weg ist er.
Zeit über eine letzte Nacht als Junggesellin ohne ihn nachzudenken habe ich nicht. Josi will meine Brautfrisur ausprobieren. Nach kurzer Zeit verabschieden sich die verbliebenen Männer und machen sich in Begleitung meines Cousins Daniel auf in die Neustadt – ich empfehle das Flower Power, ca. 6 oder
7 Anrufe und 90 Minuten später haben sie es auch tatsächlich gefunden.
Meine Haare nehmen unterdessen ungewohnte Formen an, aber ich bin eine undankbare Kopfhinhalterin: gefällt mir nicht, zu viel Volumen, das macht mich fett... zwischendurch klingelts an der Tür und meine liebe Tini, ihres Zeichens Trauzeugin, ist endlich angekommen. Aber Josi kennt keine Gnade - Wiedersehensfreude und die erste gemeinsame Zigarette nach langer Zeit muss auf dem Frisierstuhl eingenommen werden. Doch Tinis wundersamer positiver Einfluss macht sich sogleich bemerkbar, wenige Minuten später sitzt das Haar perfekt und überaus kunstvoll. Darauf machen wir doch erstmal eine Flasche Bläschenalkohol auf. Das Ganze gemixt mit Schokolade und guten Gesprächen – und die Zeit verfliegt nur so. Zwischendurch ruft panisch meine Cousine Louise an und verlangt händeringend Entscheidungen – welches Stockwerk bekommt welchen Geschmack???
Sie kann alles – Zitrone, Vanille, Schoko, Mokka, Nougat, Marzipan.... Ich mache ihr die Entscheidung nicht leichter, ist mir nämlich egal, Hauptsache Marzipan und Schokolade ist dabei.
Ich springe der Frische wegen noch fix in die Wanne, gegen 3 Uhr nachts stellt sich dann eine gewisse Müdigkeit ein – ich will nur noch ins Bett, aber erstmal nix da, die Männers kommen heim, auch Daniel lässt es sich nicht nehmen uns nochmal persönlich im Bettchen zu begrüssen.
Und dann endlich Ruhe, ich schlafe sofort ein und gefühlte 3 Sekunden später klingelt auch schon mein Wecker und ruft: 6:45 Uhr – Zeit zum Aufstehen!!! Soooooooo müde. Erstmal ab unter die Dusche, und dann für Tini und mich einen Kaffee gemacht, während die Haare trocknen gibt's Kinderfernsehen im Ersten. Ist interessant was um diese Zeit so kommt, aber leider nicht interessant genug um mich wach zu halten. Also nur schnell Tini wecken – sie soll mich gefälligst unterhalten, ich schlaf sonst wieder ein. Einen Kaffee und zwei Zigaretten später geht’s uns schon besser und auch die Josi rührt sich schon im Bad.
Es werden fix die Haare gemacht, danach noch schnell beim Bräutigam
angerufen: geht’s dir gut, ich vermiss dich, bist du aufgeregt, hast du den Brautstrauss? Natürlich nicht – wie gut dass ich nochmal angerufen habe. Die Zeit wird langsam knapp – schminken, Schmuck anlegen, Kleid anziehen (war das gestern auch schon so eng? Zum Teufel mit der Schokolade!!!) Strümpfe vergessen. Kann mich im Kleid nicht weit genug herunterbeugen, uns ausziehen – nicht im Traum, war schon anstrengend genug es anzuziehen. Was solls – muss mir Tini halt Schuhe und Strümpfe anziehen. Tini, Josi und Andre fahren schonmal los, wir wollen noch eine rauchen, Tini muss sich noch fertigschminken – sie sieht aber auch so schon klasse aus – wie eine Flamencotänzerin, aber wenns sie glücklich macht... Der Blick auf die Uhr versetzt uns dann in Panik – Tini holt das Auto, ich steige ein, erkläre ihr den Weg, gradeaus und dann rechts... aber die Aufregung macht sie blind und taub, sie fährt weder gradeaus, noch rechts, sondern erstmal links – aber keine Panik, ist ja fast gar kein Umweg... Tini zittern die Knie, ich amüsiere mich ein wenig über sie, wer heiratet denn hier, sie oder ich – und wenige Sekunden später ists passiert: mir zitterts am ganzen Körper, Panik, Aufregung, die erste Träne rollt, Blick in den Spiegel, nichts passiert, reiss dich zusammen, wir sind da...
Dann haben wir, in Hoffnung auf ein leckeres Frühstück die schicke Lena mit zu meiner Mama genommen, es gab endlich Kaffee und Kuchen. Ups, Brautstrauß vergessen. Schnell nochmal zu Fuß zum netten Blumenladen an der Münchner Ecke Würzburger. 35 €, Niko darf nicht zahlen! Dann kommen schon die Kunnersdorfer (Großcousine Annemarie und ihr Mann), das lässt meine Nervosität natürlich nicht abglimmen. Zeit ist keine, also schnell ins Miet-Auto und auf zum Schloss Burgk in Freital zum Ja-Sagen. Ich kann bei dem Gedanken noch jetzt die Aufregung spüren! Weiche Knie, wir kommen auf dem Parkplatz an, es ist
(noch) trocken und stehen allerhand Leute herum, Tinas nette Verwandschaft, und gänzlich Unbekannte, die ganz offensichtlich zu uns gehören. Was tu' ich? Ich steh rum, anstatt meine Sippe der Tinaschen vorzustellen, kein Mut und die Namen kannte ich auch nicht alle. Der Gelbhaarige ist sicher ein Cousin, doch wer? Die trauen sich zum Glück auch nicht, und so warten wir bis endlich Tina auftaucht.
Elegant aus dem Auto aussteigen geht mit dem Kleid nicht, also wird draussen geparkt, Tini arrangiert mich und dann geht’s ganz langsamen Schrittes auf den Innenhof, schnell geht auch gar nicht – dann tret ich nämlich von innen aufs Kleid. Ich sehe alle Bekannten und Verwandten, ein grosser Kloß im Hals – wo ist mein Bräutigam? Ich entdecke ihn von diversen Verwandten verdeckt, Erleichterung... Als ich sehe wie er mich anschaut kommen schon wieder die Tränen, aber diesmal bin ich stark.
Sie kommt von Ferne, hat mit Tini außerhalb des Geländes geparkt und kommt nun langsam und feierlich und ganz in creme und ich zittere so, ich bin gelähmt, alles an mir hoffnungslos in den Bann der Braut gezogen. Neben ihr die Trauzeugin Tini, schwarz-rot. Vamp und Unschuld kommen soo langsam angeschwebt, atemberaubend. Ich vergesse den Brautstrauß zum zweiten Mal, diesmal in meiner Hand.
Wir sehen uns an, überlegen kurz und küssen uns dann, die Menge beschwert
sich: „Zu früh! Jetzt doch noch nicht!“
Ein Kuss – ist das erlaubt? Es muss sein, es beruhigt und stachelt gleichzeitig zusätzlich an. Jetzt beginnt Das große Sichbegrüßen und -vorstellen.
Ich muss erstmal alle umarmen, in Gedanken zähle ich durch – da fehlen doch noch welche, Hagen ist noch nicht da, Josi, Tino und mein Bruder sind ebenfalls verschollen, dabei sind sie doch früher als wir selbst losgefahren.
Und dann fehlt da noch die Anita, sie sollte die offiziellen Fotos bei der Trauung machen. Aber kein Anruf mehr möglich, da steht schon die Standesbeamtin und führt uns vier nach oben.
Schließlich gehen wir, 2 Trauzeuen und 2 Verlobte, mit der Standesbeamtin zum Betrachten und Unterschreiben von tollen bürokratischen Blättern. Sie erklärt auch wann wir was tun sollen: Aufstehen, laufen, sprechen, schweigen und unterschreiben. Was ich nicht geübt hatte.
Sie fragt noch nach einem Fotografen. Ich bin ratlos, Anita nicht da?
Die Standesbeamtin sagt, sie wird einfach jemanden bestimmen. Also wäre das auch geklärt. Ich zupfe noch an mir zurecht und halte mich sonst an Gogos Hand fest. Wir maschieren in den Trausaal ein, da sitzt meine Fotografin, na jetzt ist zu spät... Andere Gesichter erkenne ich nicht mehr, ich sehe nur meinen Fast-Mann und das ermutigende Lächeln der Beamtin. Sie spricht langsam und sehr feierlich und vor allen Dingen sehr schöne Sachen – und prompt meldet sich die Heulsuse in mir. Noch fliessen sie sehr moderat, das Ja-Wort gibt mir dann den Rest. Christian versagt die Stimme, er haucht sein Ja, so dass die Beamtin noch einmal nachfragen muss, aus Angst dasselbe zu tun, brülle ich mein Ja fast – auch nicht besser – Gelächter hinter mir.
Sehr feierlich, mit Piano und Fiedel, mit guten Worten und Atemnot kommen wir bis zum Ringtausch: Ups, mein Verlobungsring geht nicht ab! Höchtens eine Sekunde später geht er dann doch ab, Tinas Tränen fließen ohne Nachlass.
Mein Ring sitzt, nun ist er dran, zuerst bekommt er ihn nicht ab, leider fängt genau in diesem Augenblick meine Nase an zu laufen, wie lange kann man auch heulen ohne mal kräftig zu....? Aber ach – mein Taschentuch ist im Brautbeutel und der ist auf Tinis Schoss, sie gibt mir schnell ein Tempo. Hätt ichs ihr bloss nicht zurückgegeben. Gogo bekommt nun auch seinen Ring angesteckt und es geht ans unterschreiben. Ich raune der Tini zu, ich brauch das Taschentuch nochmal, sie lächelt, nickt, zwinkert mir zu – und tut nichts.
Wer weiss, was sie verstanden hat... die Rettung kommt von der Schwiegermutter, diesmal bin ich schlauer und das Tempo verschwindet in meinem Dekoltee.
Unterschreiben ist einfach, keine Kunst, ich behalte ja meinen Namen, Gogos Unterschrift sieht niedlich aus... Herr Bläul – da muss ich mich wohl erstmal dran gewöhnen. Aber er sieht so glücklich aus, und mir, wie wohl auch allen anderen im Raum geht das Herz auf – mein Mann, mein Gatte – was für ein Gefühl!!!
Nach dem Unterschreiben werfe ich nochmal einen Blick durch die Menge – ich sehe endlich auch die vorher noch Vermissten, mindestens die Hälfte aller Augenpaare sind mit kleinen Tränchen gefüllt. Alle lächeln.
Endlose Minuten später ist fast alles überstanden und die Anwesenden beginnen, uns zu gratulieren. Unsere Gäste stehen uns Spalier und wir gehen Richtung Ausgang. Doch welch Tragik, der Regen fällt, es stört mich wenig im Glück doch Fotos im Park kann so ja niemand machen. Außerdem trägt meine Frau ja spitze Schüh mit hohen Hacken. So stehen wir etwas hilflos herum und gehen dann Richtung Auto. Endlich privacy, wir haben unser Mietauto für uns allein.
In großer Karawane bewegen wir uns mit Gehupe durch die Straßen, die Sonne schenkt uns ein Lächeln, bis nach Rochwitz. Dort angekommen merk' ich schnell, dass ich den Schlüssel für den Ballsaal bei meiner Mama vergessen habe.
Natürlich geht sie nicht an ihr Telefon, auch beim zweiten und dritten Mal nicht. Mein Telefon ist indess auch verschwunden, so bleibt nur immer wieder auf fremden Dingern herumdrücken. Panik kommt auf, denn kaum ist der letzte aus der Kolonne dazugestoßen ist klar, dass die Mama nicht da ist und – sofort fängt erneut ein Regenschauer an. Es wird schlimmer, doch schließlich geht Frau Mutter ans Telefon und verspricht, sofort vorbeizukommen. Sie tut's, und der Raum füllt sich, unsere Gäste nehmen sich der Kaffeemaschinen und Kuchenplatten an. Stück für Stück trifft Louises Kreation ein, eine riesige 5-stöckige Hochzeitstorte ein. Es erblühen Rosen, DJ Uwe legt Salsa auf und ein jeder nehme sein Sektglas. Prost!
Zum Sekt gibt's ne Rede von der Braut, alle Gäste werden auf ausdrücklichen Wunsch der Schwiegermutter hin einander der Reihe nach vorgestellt. Dann gibt's ein paar Ermahnungen: Schreibt euch ins Gästebuch ein, macht Fotos, esst soviel ihr könnt und habt Spass!!!
Darauf trinken alle – doch der klassische Part ist noch nicht ganz abgeschlossen. Was fehlt? Natürlich das Anschneiden der Hochzeitstorte. Oben auf dem leckersten Teil (Marzipan!!!) steht das Brautpaar, da trauen wir uns nicht reinzuschneiden. Also zweite Etage... Ich überlasse meinem Mann gerne die Oberhand, hätten wir das auch geklärt.
Und dann wird das Kuchenbuffett gestürmt. Nur wir kommen nicht so recht zum Essen, mit einem unangetasteten Tortenstück in der Hand müssen wir immer wieder neu hinzugekommene Gäste begrüssen. Als alle anderen satt sind machen wir uns über die Reste her. So viele leckere Dinge für so wenig Platz im Kleid.
Für eine bessere Verdauung geht’s dann raus an die frische Luft. Unten darf ich dann zum ersten Mal Baby Luke im Arm halten, der freut sich so mich zu sehen, dass in seiner Hose sogleich ein Gewitter losgeht. Nix mit lange anstarren und beknuddeln. Und während die stolzen Eltern das Malheur beseitigen erklingen von oben die ersten Töne des Saxophons.
Jörg und die Tangocrew beginnen mit ihrer Kunst. Da regen sich die Leiber und nach einigen Tänzen kommt er – der Hochzeitswalzer – noch vor Abendessen. Doch nichts geht! Noch vor 2 Tagen haben wir's geübt, doch anders! Tina improvisiert und fängt an wie sie will und ich tret' ihr nicht nur deswegen auf's Kleid – es ist sooo lang!
Doch weil sofort noch andere Paare (Papa Frank und Mama) einen Tanz wagen, schauen nur 56 von 60 Augenpaaren auf uns...
Nach grandioser Stimmung und dem halben Saal auf der Tanzfläche sagen sie Bye-bye, die Musiker von Fuego Fatuo müssen noch zu einem anderen Auftritt im Theater. Naja, dann gibt es eben Essen, leckere Suppen, Häppchen vieler Sorten. Es fällt schwer, sich zu entscheiden.
Die allgemeine Stimmung leidet etwas an vollen Mägen und Völlegefühl.
Zeit für ein Spiel entscheiden wir. Vicky und Eva haben da etwas vorbereitet – den Eheeignungstest. Das Brautpaar sitzt Rücken an Rücken mit Braut- und Bräutigamsschuh in der Hand und los gehen die Fragen: Wer kocht besser, wer hatte als erstes die Idee zu heiraten, wer entscheidet was mit dem Geld passiert? und vieles mehr. Meist sind wir uns einig, nur bei der Frage wer zuhause die Hosen anhat und wer den grösseren Kinderwunsch hat, zeigt uns lautes Gejohle des Publikums unsere unterschiedlichen Auffassungen. Trotzdem – Test bestanden.
Es folgt – wie gut kennt das Brautpaar seine Gäste. Die Fragen sind schwer, wir stottern, stolpern über unser mangelhaftes Wissen, blicken ratlos drein... mit Ach und Krach und jeder Menge Tipps schaffen wirs dann doch. Wer hätte aber auch gedacht, dass nichtmal die Hälfte der Anwesenden Schokoladenliebhaber sind.
Zeit für ein bisschen Musik. Boogie Woogie von Klavier und Schlagzeug.
Die Gäste sind träge, das Brautpaar nicht, wir tanzen was das Zeug hält.
Überraschenderweise wurden noch mehr Spiele organisiert. Simone, Andrea und Andreas warten mit einem überaus unterhaltsamen Publikumsspiel auf. Mit Hilfe der Gäste werden französische Bilder gemalt. Andreas als moderator beweist ein überwältigendes schauspielerisches Talent und produziert Gemälde mit den klingenden Namen wie: Der geregelte Stuhlgang, Armleuchter, Die kürzeste Frist und mehr.
Damit ist ihr Repertoire aber noch nicht aufgebraucht. Als nächstes darf der Bräutigam mit verbundenen Augen an 6 Paar Waden herumtasten (wer weiss ob er dazu jemals wieder Gelegenheit haben wird ;-)), nach kurzem Zögern erkennt er dann doch seine liebsten Waden – meine! Nun ist die Braut dran.
Meine Augen werden verbunden, 6 Männer stellen sich auf Stühle und ich fange an akribisch zu befühlen. Behaarung, Festigkeit der Muskeln, Umfang. Immer wieder – von links nach rechts und von rechts nach links. Die Unsicherheit verstärkt sich, nichts kommt mir eindeutig vor, aber verdammt – ich wird doch meinen eigenen Mann noch erkennen. Also gebe ich nicht auf, ein eindeutiges Urteil mag ich aber auch nicht fällen. Nach einer kleinen Ewigkeit werde ich dann endlich erlöst – die Augenbinde fällt – und mein Mann ist gar nicht dabei. Schön reingelegt!
Wir tanzen noch ein wenig und dank fortgeschrittener Stunde lichten sich auch die Reihen.
Ein letztes Spiel – Stuhltanz ohne Tanz, dafür aber mit Sachen suchen, Sonya beweist den grössten Kampfgeist und gewinnt schliesslich mit Tinis Bonusheft vom Zahnarzt.
Letztes Lied, alle wagen sich noch einmal auf die Tanzfläche, dann verabschiedet sich die Band. Es ist kurz vor Mitternacht, Zeit zum Brautstrauss rumschmeissen, doch niemand hat so recht Lust. Auch nicht schlimm, der Strauss ist schön, ich ärgere mich auch nicht ihn zu behalten. Doch dann kommen doch erste Anfragen – also doch werfen. Ich ordere alle unverheirateten Damen im heiratsfähigen Alter ans Fussende der Treppe – auch die die nicht so recht wollen.
Und ausgerechnet Josi, die ihn so überhaupt nicht fangen wollte, fällt er von ganz allein in die Arme.
Jetzt geht’s für den letzten Rest der Gäste ans Geschenke auspacken.
Jede Menge tolle Sachen, die ausgiebig beklatscht werden. Aber eine gewisse Müdigkeit ist nun allen anzusehen. Also raucht die Braut ihre letzte Zigarette – ein Hochzeitsgeschenk an den glücklichen frischen Ehemann – und dann auf zur Pension in die Hochzeitsnacht.....
Sonntag, der 18. September – übermüdet aufstehen, schnell unter die Dusche, ab in den Ballsaal und aufräumen. Als wir ankommen sind meine lieben Verwandten schon eifrig bei der Arbeit, es wird abgewaschen, zusammengeräumt und natürlich auch ausgiebig gefrühstückt. Vom Vortag ist ne Menge übriggeblieben, jedoch nicht so viel, dass es unsere Helfer nicht wegputzen könnten. Wir füllen unser Auto derweil mit einer ersten Ladung und fahren kurz heim, sooo viel ist noch im Raum. Als wir zurückkommen sind sämtliche Aufräumarbeiten fast abgeschlossen, meine Onkels sitzen in der Sonne und trinken Bier, die Tanten schwatzen.
Es beginnt das grosse Verabschieden, alle wollen noch zum Wählen nach Hause, wir bedanken uns etwas kraftlos – die Anstrengung und Müdigkeit steht uns ins Gesicht geschrieben.
Jetzt wollen nur noch alle nach Hause. Morgen geht der Alltag weiter.
Wir freuen uns.