Dresden -> SalDi, 20.2.
Aufstehen 4:30 Uhr. Rest packen, Kaffee kochen, um 5 kommt Papa Frank, Baby wecken, wickeln und stillen, Kaffee trinken, Auto beladen und los. Natürlich stellen sich die typischen Gefühle eines Reisebeginns ein: Haben wir alles? Werden wir den Zug / das Flugzeug erwischen? Alles klappt bestens und erst nach 3 Tagen werden wir das erste vergessene vermissen.
ICE nach Frankfurt, 5 Stunden Fahrt. Erstmal sitzen wir im falschen Abteil. In Frankfurt wird der Zug nämlich geteilt und unsere Hälfte fährt nach Wiesbaden. Also mit Sack und Pack umsteigen in Leipzig, aber die 3 Minuten sind länger als erwartet und wir bekommen einen guten Platz mit Steckdose. Einziges Manko: Schlomis Kinderwagen (Gewicht heute: > 40 kg) steht vor den Türen, die der Zug immer abwechselnd links und rechts öffnet.
Ankunft um 11 am Flughafen, Ankunft um 12 am Check-In. Warten, Essen, Trinken. Dann ellenlange Sicherheitskontrollen (fürchterlich: ich entdecke in meiner Hosentasche den gänzlich reiseuntauglichen Dachbodenschlüssel und seinen Freund, den Außenkloschlüssel.) und endlich Boarding.
Jetzt stehen uns 6 Stunden Flug bevor. Ich hatte eigentlich große Angst vor Start und Landung, des Babys wegen. Und was macht die Flo? Schläft 5 Minuten vor Abflug auf meinem Arm ein und wacht 15 Minuten danach wieder auf. An Bord gibt's für das Baby ein Körbchen und Geschenke (die Mampfgläschen lassen sich Mama und Papa schmecken, während Schlomi nach dem Kosten angewidert dreinschaut), und für die Eltern Plätze mit viiiiel Beinfreiheit. Da bekommen Ellebogen Neidgefühle. Das Essen ist lecker, Flo einigermaßen fröhlich, was nervt sind nur die deutschen Touristen, da wird allerorts gemeckert und gestritten und geschimpft. Denn schließlich kann einem Wanderstock im Overhead-Compartment allerhand zustoßen und jeder Steward sollte einmal pro Stunde darauf hingewiesen werden. Faszinierend ist auch das Quasseldurchhaltevermögen der Afrikanerinnen, die sich in allerlei uns fremden Sprachen und Lautstärken fröhlich unterhalten.
Um 18:30 Uhr Ortszeit landen wir auf Sal, die Sonne geht grad unter und wir werden mit afrikanischer Leichtigkeit begrüßt. Keine langen Schlangen, auf Kontrollen hat offenbar auch niemand Lust, innerhalb einer halben Stunde (inklusive Baby wickeln) stehen wir bei 20 Grad vor der Flughafentür und da wir uns nicht trauen, im Dunkeln die 2 km bis Espargos allein zu laufen, nehmen wir ein Taxi für 300 ECV. Das war auch gut so weil wir glatt in die falsche Richtung gerannt wären und außerdem in Espargos unglaubliches Karnevalschaos herrscht.
Im Reiseführer hatten wir das Hotel Residencial Central ausgesucht, es ist teurer (3180 ECV) als beschrieben und sowohl trist als auch steril. Der Putz bröckelt ein wenig und alles ist braun, aber sehr sauber. Es gibt allerdings heißes Wasser (das wir nicht nutzen), Strom (den wir nur für Glühbirnen) und einen Balkon von dem man das fröhliche Karnevalstreiben beobachten kann. Das allerdings sorgt dafür, das zur nächtlichen Stunde keine Wasserflaschen mehr zu bekommen sind; Vorräte dürfen dank Abwählpanik-gebeutelter Minister in allen Herren Ländern nicht in Flugzeugkabinen gebracht werden. Und im Frankfurter Flughafen kostet ein halber Liter Mineralwasser auch nur 4 EUR.
Es ist schon recht spät und die Schlafenszeit von Flo bereits um 3 Stunden überschritten, leider hat sie das am nächsten Morgen wieder vergessen und wacht zu ihrer üblichen Zeit auf - was auf Kapverde allerdings 6 Uhr morgens ist *stöhn*.
Und am nächsten Morgen verrät uns die Putzfrau sogar, dass es für unsere 3180 ECV sogar ein Frühstück inklusive gibt. Na das ist doch mal was... Leitungswasser haben wir schon am Vorabend entkeimt, leider ist dem Christian die Flasche etwas ausgerutscht und es schmeckt wie Schwimmbadwasser - was soll's, übertüncht wird der Geschmack mit einer Vitaminbrausetablette.
(Espargos) SalMi, 21.2.
Wir kaufen uns eine Fünfliterflasche Mineralwasser für 320 ECV.
Dann machen wir uns auf den 6 km langen Fußmarsch entlang der Straße nach Palmeira. Unterwegs überholen uns zahllose Taxis und Aluguers. Wir laufen, nachdem wir die letzten industriellen Outskirts von Espargos hinter uns gelassen haben durch die extrem trockene Landschaft, in der weit von einander entfernte, vom ewigen Passat schiefgeblasene Gestrüppe und erbärmliche Bäumchen wachsen. Außerdem sehen wir 2+1 scheinbar freie Esel. In Palmeira liegt der einzige Hafen von Sal, wo wir versuchen, Auskünfte und Tickets für etwaige Fähren - egal wohin - zu bekommen. Nach 90 Minuten mit Reisetasche im Kinderwagen und Rucksäcken ist uns mächtig heiß, aber wir sind da. Wer nicht so richtig da ist, ist der Fährenbescheidwisser, der hat nämlich beschlossen, eine Stunde früher Mittagspause zu machen, aber zum Glück treffen wir ihn noch kurz im Auto und er schickt uns zurück nach Espargos. Hier werden nämlich keine Tickets vergeben. Na dann! Weil das Meer so postkartenblau leuchtet, gehen wir noch für einige Zeit an den Strand, halten die Füße ins Wasser, ruhen uns auf Steinen aus und Christian schwimmt sogar ein paar Züge. Und auch Flo scheint von den Wellen ganz angetan.
Der Rückweg ist dann nicht mehr ganz so beschaulich, obschon nicht länger, doch ungleich schwieriger, da ich (abends nachgezählt) 6 Blasen an den Füßen habe. Und unser Sonnenbrand ist, trotz eifrigem cremen, auch nicht zu verachten. Das Fährbüro in Espargos hat natürlich nicht mehr offen, so begeben wir uns auf die Suche nach einem anderen Hotel. Das Paz e Bem (Frieden ist gut!) wird nach Reiseführer von Nonnen geführt und ist eine "preiswerte Alternative". Wir sehen zwar keine Nonnen, aber es ist definitiv mehr als nur eine Alternative. Obwohl auch nicht viel preiswerter (3180 ECV) sind die Zimmer alle sehr hübsch eingerichtet, sauber, das Frühstück ist reichhaltig... was will man mehr. Ich jedenfalls bin begeistert und zur belohnung gibt's 'ne Dusche (Boiler einschalten nicht vergessen - ich habs einfach mal ohne probiert und das kann ich jederzeit wieder überleben).
Abends suchen wir uns ein Restaurant, es sieht teuer aus, wir bekommen aber sehr gutes und sehr viel Essen, für relativ wenig Geld. Was mich auch sehr fasziniert: wie gut die Menschen hier mit Flo umgehen. Jedesmal wenn wir essen, kommt jemand, reißt uns das Kind aus der Hand und trägt es rum bis wir fertig sind. Und das fühlt sich nichtmal wie Service an, sondern ganz selbstverständlich. So entspannt wie hier haben wir schon lang nicht mehr gegessen.
(Espargos) SalDo, 22.2.
Die Nacht ist auch ruhig, Flo schläft 10 Stunden und will nur einmal gestillt werden, und aufwachen um 7 Uhr klingt ja auch schon viel annehmbarer.
Nach dem Frühstück begeben wir uns sofort in das Fährbüro. Das ist gar nicht so einfach, weil es außer der offenen Tür (die gibt es in Espargos reichlich) keinerlei Hinweise auf ein Büro gibt. Es geht eine Fähre nach São Vicente, Freitag oder Samstag, Tickets gibt's heut aber nur nach Santiago, deshalb sollen wir morgen wiederkommen. Auch gut. 5 Minuten später verlässt auch der hiesige Fährenbescheidwisser sein Büro und einige nach uns eintreffende Interessenten müssen unverrichteter Dinge wieder gehen.
Wir gehen ein Stück spazieren, Snacks im Supermarkt kaufen und dann - ganz afrikanisch - sitzen wir stundenlang auf einem Bürgersteig rum und beobachten die Leute. Und im Gegensatz zu unseren Erfahrungen zur gleichen Zeit vor einem Jahr in Tunesien sind wir nicht die große Hoffnung jedes geschäftstüchtigen Klapperabamm-Verkäufers, einzig ein Uhrenhändler zeigt uns riesige Versionen von Armbanduhren, die er allerdings auch Einheimischen anbietet.
Wieder im Hotel bemerke ich etwas fatales: ich habe das USB-Kabel für die Kamera vergessen und der aktuelle Laptop hat keinen Kartenleser. Wir müssen uns also mit Schnappschüssen zurückhalten oder einen Computerladen finden. Mittags wird erstmal Siesta gemacht, und nach einem erquickendem Schläfchen, begeben wir uns auf die Suche nach einem Computerladen. Die ersten paar Läden sind Fehlanzeigen, in manchen gibts nur Fahrräder oder Toaster oder Dinge, die aus China importiert sind (kein Witz, hier gibts es wirklich extra Läden für alles aus China). Am Ende werden wir sogar in unserer eigenen Straße fündig und der Verkäufer verspricht uns, das Kabel bis morgen zu haben. Mit uns und der Welt zufrieden kraxeln wir noch auf den heimischen Berg - Höhe ca 50 Meter - laufen ein wenig durch die Stadt und kehren im gleichen Restaurant wie gestern ein. Heute gibt es Reis mit Bohnen und Reis mit Gemüse - klingt langweilig, schmeckt aber deliziös.