SantiagoFr, 16.3.
Heute wird das Baby nochmal geschontund so ziehen Wolf und Christian alleine los um sich nach Fährtickets nach Fogo und Brava, und nach Flugtickets zurück nach Sal zu erkundigen. Wir beschließen, dass Montag ein guter Zeitpunkt für die Abreise ist, da wir mehr und mehr das Gefühl haben, Rosely tüchtig auf den Wecker zu fallen. Sie sagt zwar nichts, auch nicht auf Nachfrage, aber ihr Verhalten wird von Tag zu Tag kälter, sie redet manchmal kein Wort mit uns und sieht uns auch nicht einmal an, wenn wir alle gemeinsam am Tisch sitzen. Wir verhalten uns also so ruhig und unauffällig wie möglich, abends umgehen wir das Abendbrot it einem schönen Spaziergang am Strand entlang - und gehen dann sofort ins Bett.
SantiagoSa, 17.3.
Morgens eskaliert die Situation. Gestern hat uns Rosely noch gefragt, wann wir gehen, da sie am Montag abend (plötzlich) anderen Besuch aus Portugal bekommt, wir wollen also Montag morgens gehen. Gestern abend bittet sie uns dann, doch schon lieber am Sonntag abend zu gehen, damit das Zimmer vorbereitet werden kann. Auch kein Problem. Heute morgen besteht sie dann darauf, dass wir morgen sofort nach dem Frühstück gehen sollen (machen wir auch gerne), dann wünscht sie, dass wir heute tagsüber außer Haus sein sollen (kein Problem, dann gehen wir nach dem Frühstück und kommen abends zum Schlafengehen wieder) und dann wird sie plötzlich mürrisch und sagt, wir sollen ihr den Schlüssel SOFORT wiedergeben. Naja, auf jeden Fall fällt es uns dann doch schwer, uns willkommen zu fühlen und wir beschließen kurzfristig, blitzschnell unsere Sachen zu packen und doch gleich zu gehen. Lieber eine Nacht mehr bezahlen und dann dafür wieder Ruhe und Frieden haben. Wir lassen ihr noch etwas Geld da, für die luxuriöse Unterkunft, Wasser, Strom und Essen, und verschwinden dann lautlos. Mit Sack und Pack warten wir dann erstmal auf Wolf, von dem fehlt aber jede Spur, beim Warten treffen wir allerdings Birger, den Schweden, der uns zu sich nach Hause einlädt, allerdings erst um 3, da er vorher noch Dinge zu tun hat.
Also fahren wir erstmal mit dem Taxi auf's Plateau, wo wir ein billiges Hotelzimmer (im Jajó für 2300 ECV) mit Gemeinschaftsbad für 2 Nächte finden, dort wird das Baby nochmal gewickelt und dann fahren wir mit dem Bus zurück auf die Achada Sº Antonio, wo Wolf und auch Birger und seine Freundin Eva wohnen. Wir brauchen ein wenig, bis wir unser Ziel finden, aber wir fragen einfach auf der Straße nach, wo denn zwei Weiße mit Hunden wohnen und gelangen so ans Ziel. Bei Birger und Eva gibt's dann erstmal ein zünftiges Mittag/Abendessen mit dunklen Brötchen (was für ein Luxus) und Käse und Gemüse, wir haben leider nur Kuchen mitgebracht, aber der geht da auch noch rein. Ihre beiden riesigen Hunde, Attila und Odin, schnüffeln um uns rum, erstmal sehr mißtrauisch und verhalten, aber dann werden wir doch in die Kategorie "Langweilig" eingestuft und dürfen bleiben. Die Zeit vergeht wie im Flug, endlich wieder jemand mit dem man richtig gut reden kann, das ist Balsam für die Seele und unsere Laune steigt erheblich. Eva erklärt sich sogar kurzerhand bereit, unsere dreckige Wäsche zu waschen, wir besitzen nämlich nur noch das, was wir am Leib tragen. Abends kommt dann auch Wolf und wir verabreden uns für morgen zum Frühstück bei Birger und Eva. Als wir ins Hotel zurückkommen begrüßen uns gleich ein paar Käferchen, die munter über's Bett spazieren, muss das Baby also heut nacht mal wieder unterm Netz schlafen.
SantiagoSo, 18.3.
Morgens aufstehen, kurz fertigmachen und dann mit der Linie 6 zu den Schweden. Die Hunde sind wahrscheinlich auch müde, denn sie hören uns nicht, als wir ans Tor pochen. Die Klingel funktioniert aber und so sitzen wir kurze Zeit später am gedeckten Tisch mit Brötchen, Schwarztee, Papaya und selbstgemachtem Joghurt. Auch die Wäsche ist sauber! Endlich wieder frische Unterhosen, die wir nicht abends im Waschbecken notdürftig geschrubbelt haben!
Am frühen Nachmittag, als die Flo bewacht von Max und Odin, ausgeschlafen hat, bringen wir die Wäsche zurück ins Hotel und gehen dann die Treppe vom Plateau herunter zum Aluguerplatz Sucupira. Dort entbrennt ein heftiger Streit unter Sammeltaxifahrern um uns, bei wem wir denn mitfahren dürfen. Der Preis ist überall gleich, aber der eine ist ein "sehr guter Freund" von Wolf. Wir treffen wirklich die richtige Entscheidung, denn auf dem Weg nach Assomada im Inselinneren kommen wir an einem Autounfall vorbei, an dem das andere Aluguer beteiligt war. Nochmal Glück gehabt. Der Fahrer fährt trotzdem wie ein Henker, überholt in winzigen Haarnadelkurven auf gut Glück und Tina muss nach Ankunft ihre Übelkeit erstmal auf einer Parkbank austragen. Nach einer halben Stunde, die die Einheimischen zum Bestaunen und Herumreichen von Schlomi nutzen, geht es uns dann wieder so gut, dass wir weiterlaufen können. Unser Ziel ist der älteste Baum der Insel ("Poilon"), angeblich steht er schon da, seit die Inseln vor 500 Jahren besiedelt wurden. Manche Experten schätzen gar ein Alter von 1200 Jahren.
Es geht etwas über eine Stunde bergab auf gewundenen Pfaden, vorbei an winzigen Häuschen mit jeder Menge Tieren, darunter einem tanzenden Ferkel und zwei Hühnern mitten auf einem Baum, und noch mehr Kindern, die neugierig schauen. Unten angekommen erwartet uns eine grüne, kühle Oase, inmitten welcher ein riesiger knorriger und weitgehend kahler Baum steht. Wir machen ein schnelles Picknick mit Keksen und Waffeln und müssen diesen schönen Ort aber nach etwa einer halben Stunde wieder verlassen, denn wir müssen vor Anbruch der Dunkelheit wieder oben am Platz sein, sonst bekommen wir keinen Transport zurück. Also kraxeln wir die Straße wieder hinauf, finden unser Sammeltaxi, diesmal mit bequemeren Sitzen (was die Leute offensichtlich zu schätzen wissen, da der Fahrer ganze 21 Leute auf die 15 erlaubten Plätze stapelt) und zurück geht's in einem Affentempo und waghalsigen Überholmanövern nach Praia, wir schaffen die Strecke in nichtmal einer Stunde. Dort gehen wir abends gleich ins Bett, so müde sind wir von unserem Ausflug.