Brava -> FogoMi, 28.3.
Heute schaffen wir es tatsächlich pünktlich aufzustehen und unsere sieben Sachen zusammen zu packen, schon halb neun sitzen wir am Frühstückstisch! Leider ist auch heute wieder ein Tag des Abschieds gekommen, von unserer Gastgeberin, wir taufen sie Xia, weil ihre Oma gesagt hat, dass das ihr Kosename ist. Auch Lena, ihre Cousine, ist sehr traurig, denn sie hat sich bei jeder Gelegenheit auf Flo gestürzt, um mit ihr zu spielen. Also machen wir noch ein Abschiedsfotoshoot, küssen Wangen links und rechts und laufen zur Straße, die zum Hafen führt. Der erste Fahrer will das doppelte unserer Preisvorstellung, also lassen wir ihn fahren. Der nächste will das 1½-fache, aber wir sind schon spät dran, hätten vor 5 Minuten schon am Kai sein sollen. Da kann man schon mal Angst haben, besonders weil wir noch kein Ticket gekauft haben. Die Fahrt auf dem offenen Pickup ist kurvenreich und schön, doch plötzlich gibt die Landschaft den Blick auf den Hafen frei und... Es steht kein Schiff da!!! Und der gesamte Kai ist menschenleer!!! Wir fahren trotzdem weiter, obwohl alle an Bord auf's Schiff wollen. Wir sind aber noch gut 7 km und damit 20 Minuten vom Hafen entfernt, als einer unserer Mitfahrer im Meer einen winzigen Punkt - die Barlavento - entdeckt.
Als wir verspätet am Kai ankommen, ist das Schiff aber längst noch nicht da, uns so stehen alle gelangweilt herum. Wahrscheinlich hätten wir auch gestern vorbeikommen können und einen Platz auf der Barlavento erhaschen können, aber so sind wir noch zu einer wunderschönen Wanderung in Brava gekommen - ein Luxus, den wir uns auf Fogo nicht leisten können werden... (Uns geht nämlich so langsam das Geld aus, für Übernachtungen wirds noch reichen, aber zurück in Praia werden wir wohl aufs Essen verzichten müssen)
Am Kai herrscht reger Be- und Entladebetrieb, aber Passagiere dürfen noch nicht auf's Boot. Irgendwann taucht auch der Ticketverkaufsmensch auf und er will nur billige 1000 ECV für unsere Familie - ohne irgendwelche Papiere. Hoffentlich war's der Richtige, sonst sind wir das Geld jetzt los. Aber nein, alles klappt bestens, denn er entdeckt uns von der Reeling aus und brüllt den Ticketeinsammlern zu, dass wir drauf dürfen.
Wir erhaschen Plätze mit Bank und Aussicht, zum Glück, denn schon nach kurzer Zeit stellt sich bei uns ein merkwürdiges Gefühl ein - wir sind seekrank vom aufgeschäumten Atlantik, der uns zum Beweis seiner Macht ordentlich einsalzt. Die Barlavento tuckert so vor sich hin, dass Brava ewig nicht verschwinden will und Fogo sich einfach nicht aus dem Nebel traut. Irgendwann kommen wir aber doch an und es zeigt sich, dass wir viel Glück mit unserem Sitzplatz hatten: auf dem Weg vom Schiff zum festen Boden ist jeder Fleck außer unserem vollgekotzt! Trotzdem wird es noch Stunden dauern, bis unsere Übelkeit verflogen ist. Tina beschließt, dass sie lieber 3x mehr bezahlt und fliegt, als sich wieder vom Meer schaukeln zu lassen.
Als wir am Kai stehen, treffen wir noch eine Französin, die wir aus Fajã d'Agua kennen und sich von ihrer Arbeit als Animateuse in einem Hotel in Santa Maria (Sal) erholt. Sie empfielt uns ein billiges Hotel namens Maria Amélia. Dann beginnt die Wanderung: wir schieben Schlomi's Kinderwagen mal über fieses Riesenkopfsteinpflaster, mal über gemeinenen Treibsand einen unerträglich steilen Berg hinauf, bis ein Taxi anhält. Wir erklären, dass wir kein Geld haben, er lädt trotzdem uns ein. Wir vertrauen im nicht und behaupten, wir können wirklich rein gar nichts geben. Er öffnet Kofferraum und Türen. Wir springen rein und brausen Richtung Sao Filipe, der größten Stadt auf Fogo. Ich erkläre, dass wir ein superbilliges Zimmer brauchen, er sagt, er kennt da was...
Wir kommen in einem sehr heißen Sträßchen an und laden unter Schweißausbrüchen (13 Uhr) unser Gepäck aus. Der Fahrer Nhonho schickt mich hinein, dort treffe ich (Gogo) eine hektische Frau ganz in Rosa, die ich mit viel Mühe und Überedungskunst dazu bringe, uns ein Doppelzimmer für 1600 ECV pro Nacht anzubieten. Als ich wieder herauskomme, ist das Taxi weg, und Tina erzählt, dass der Fahrer sich tatsächlich ohne zu murren oder Geld zu verlangen verabschiedet hat, da haben wir uns mal wirklich gründlich geirrt und er hatte anscheinend wirklich Mitleid mit uns. Das Zimmer, was wir bekommen, ist wahrscheinlich das Schlechteste im Haus, dreckig und unrenoviert, aber es hat ein gutes Bad und riecht neutral (eine Eigenschaft, die wir seit diesem Urlaub sehr zu schätzen wissen) und Tina entdeckt am Eingang ein paar amerikanische Frauen- und Männerzeitschriften, die wir verschlingen. So kommt es, dass wir erst viele Stunden später frisch und ausgeruht einen kleinen Spaziergang zum Strand machen. Der schwarze Sand ist angenehm temperiert, die Wellen spülen uns immer mal wieder die Füsse sauber und kühl und im Sonnenuntergang kann man sogar das wolkenverhangene Brava erkennen. Wir haben unserer Hotelbesitzerin versprochen bei ihr zu essen, so finden wir uns kurz nach Sonnenuntergang im hauseigenen Restaurant ein, bestellen Gemüsesuppe (ein Gedicht!) und fritierten Fisch mit Reis und Gemüse. Bezahlen müssen wir dann jedes Bestandteil des Essen extra - ungewöhnlich! Aber was solls, es schmeckte gut, wir sind satt, und so begeben wir uns gleich nach Wickeln und Schlafstillen zur Ruhe.
FogoDo, 29. März
Schlomi schläft bis um 9!!!!! Ausgeruhte Eltern machen sich in aller Ruhe fertig, sonnencremen nicht vergessen, und dann gehts ab in die Stadt. Zuerst einmal zum Büro der TACV, fragen ob wir einen Flug nach Praia bekommen könnten. Leider reicht unser Geld nichtmehr aus, wir ziehen also unverrichteter Dinge ab und suchen stattdessen eine Bank. Dort tauschen wir ein bisschen Geld uns zögern unser Verlassen des angenehm gekühlten Raumes hinaus, leider aber solange, dass das Flugbüro schon wieder zu hat. Na dann kümmern wir uns eben erstmal um ein Frühstück. In einem Mini-Mercado erstehen wir Kekse, Joghurt und 2 Schokoriegel, auf dem Markt 3 Orangen, dann gehen wir zu einer kleinen Grünanlage, die wir gestern auf dem Weg zum Strand schon gesehen haben, dort setzen wir uns auf ein schattiges Bänkchen und gammeln dort die nächsten 2 Stunden herum. Es wird dann aber doch ein wenig zu heiss, und endlich sind wir auch mal dankbar für unser Zimmer nur mit kaltem Wasser. Nach einer entsprechenden Dusche (für Schlomi nur ein feuchter Waschlappen) fühlen wir uns gleich wesentlich besser. Der Nachmittag wird mit Lesen, Kuscheln und Babyspielen verbracht. Ansonsten keine besonderen Vorkommnisse. Abends Spaziergang durch die Stadt und zum Meer, danach megaüberteuertes Essen in unserer Pension (wir essen das Gleiche wie gestern, nur ohne Fisch, da sollen wir erst 100 ECV mehr zahlen als gestern, handeln sie aber runter auf 60 ECV weniger, immer noch ein schlechter Deal), da werden wir morgen abend wohl woanders essen.
FogoFr, 30.3.
Mann, ist das wieder heiss, Mücken plagten uns die Nacht, so bleiben wir lange liegen und schälen uns erst gegen 11 aus den Federn, um zur TACV zu gehen. Dort sind wir auch recht fix dran, kaufen Tickets für Sonntag mittag, Baby kostet heute 12 Euro, wir knapp 70 - naja. Danach irren wir durch die brennende Sonne auf der Suche nach einem Cafe, werden nicht fündig (wer hat die Cafes geklaut???), kaufen Joghurt und Kekse und Bananen in einem Mini-Mercado (hab ich schon erwähnt, dass dort nie Preise dranstehen) und frühstücken (12 Uhr mittags) irgendwo auf einer Mauer unter einem Baum gegenüber von einer Art Sektenkirche (oder wer kennt die "Kirche Jesu Christi der letzten Tage"?). Jetzt haben wir aber wirklich Lust auf echten Kaffee, ist immerhin schon 'ne Weile her - das letzte Mal noch in Praia bei Rosely. Nur 50 Meter von unserer Pension entfernt werden wir fündig. Von außen sieht es aus, wie ein dreckiges kleines Loch mit nur ein oder zwei Tischen (da sieht man mal wie verzweifelt wir sind), nach Betreten allerdings kommt ein hübscher grüner Hinterhof mit Terasse und integriertem Friseursalon zum Vorschein, wer hätte das gedacht... Die Preise sind moderat, Weiße gibts hier keine, die würden sich, wie wir erst, nicht in diese Tür hineintrauen, und der Kaffee ist ausgezeichnet. Flo schläft ruhig in Gogo's Armen, bis sie aufwacht und alles kurz und klein schlägt und zahllose Löffel durch die Luft fliegen läßt. Wir lassen uns noch die Speisekarte zeigen, für abends und beschließen dann, unser letztes Mahl des Tages hierher zu verlegen. Zurück im Hotel stürzen sich die Küchenfrauen förmlich auf Schlomi, also was solls, sollen sie sie halt haben. So bekommen wir ein paar freie Stunden, Schlomi jede Menge Aufmerksamkeit und die Küchenfrauen hoffentlich keinen Ärger von der Chefin.
Am Nachmittag machen wir uns dann auf zum Strand, was soll man sagen, wir lieben das Meer. Auf dem Weg finden wir seeeehr verstecktes Internet ( kein Schild, keine Markierung weist auf irgendetwas geschäftliches hin... bloss gut, dass wir einen Mund zum Fragen haben), Tagebuch wird online gestellt und bei www.hospitalityclub.org nach einer Bleibe in Praia gesucht, mal schauen ob wir Erfolg haben. Am Strand ist heute grosses Begängnis, der ganze Strand ist voll von Einheimischen, die Fussball spielen oder sich von Wellen nassspritzen lassen. Wir suchen uns ein hübsches Plätzchen, wo Tina gut sitzen und Schlomi auf dem Tuch im Sand spielen kann. Gogo hüpft dann wagemutig gegen die Wellen an, was die Einheimischen unheimlich beeindruckt, anscheinend würde hier niemand auf die Idee kommen wirklich zu SCHWIMMEN! Als Gogo nach seinem Kampf gegen die Naturgewalten atemlos wieder aus dem Wasser rennt, steht jedenfalls der ganze Strand still, alle schauen, klatschen oder zeigen "Daumen hoch". Abends gehts dann in das andere Restaurant, wo wir Gemüsesuppe (sehr lecker) und Spaghetti (naja) essen. Bei uns im Hotel ist indessen Party angesagt, Freitag abend eben, die Livemusik ist eigentlich schön, aber verhindert ungestörten Schlaf.