Santo AntãoDo, 1.3.
Heute machen wir mal einen ruhigen Tag. Für die Schlomi waren die vielen Ausflüge auch ganz schön anstrengend - so sind wir heute mal nur für sie da. Morgens machen wir eine Miniwanderung den Berg hinauf, dann legen wir Flo nackig auf eine Decke auf der Veranda und es wird gespielt. Joana, der Hund Fix und die etwa 3 jährige Nachbarstochter Giovana unterhalten sie ebenfalls ganz prächtig. Da kriegt man auch gleich ein Gefühl dafür, wie es einmal mit Flo´s kleinen Geschwistern sein wird, denn das Baby findet alles toll, was Giovana macht, selbst wenn sie nur isst. Und weil wir schon ein paar Tage da sind, schämt die Kleine sich auch nicht mehr ganz so sehr, sondern plappert auch mal munter drauf los - wir verstehen leider kein Wort, und auch sie scheint nie zu verstehen, was ich sage. Aber lieb hat sie uns trotzdem. Christian lässt sich von Manuel die Telefonnummer geben und ruft dann vom Handy aus seine Oma an. Und die ruft ein paar Stunden später zur Abendbrotzeit tatsächlich zurück, freut sich dass es allen gutgeht und hat natürlich 1000 gute Ratschläge für uns. So sind alle beruhigt und glücklich und wir können schlafen gehen.
Übrigens - Flo hat seit einigen Tagen einen Zahn - jedenfalls ein bischen, denn er ist noch ganz winzig und rosa, aber in ein paar Tagen guckt das jetzt schon spitze Ding sicher ganz raus. Ab und zu bekommt sie einen heftigen Weinanfall, aber trotzdem geht es ihr die meiste Zeit gut.
Santo AntãoFr, 2.3.
Heut morgen machen wir uns zu Fuß auf nach Ribeira Grande - unsere Mission: Finde ein Internetcafe! Auf der Straße begegnet uns ein Paar Briten älteren Semesters auf Wanderschaft. Aber wenigstens tragen sie nicht diese albernen Wanderstöcke mit sich rum. Das erste Mal in diesem Urlaub können wir mal wieder ein normales Gespräch ohne Gestotter und Hand und Fuss führen, was für eine Befreiung! Sie sind furchtbar beeindruckt und sicher auch ein wenig neidisch, dass wir bei einer Familie untergekommen sind und staunen immer wieder wenn wir jeden auf der Straße grüßen und etwas smalltalk halten. Anscheinend glauben sie, wir kennen diese Leute tatsächlich. Tun wir aber nicht - hier redet nunmal jeder mit jedem, egal ob man sich kennt - denn dann tut man's halt hinterher. In Ribeira Grande trennen sich aber unsere Wege wieder. Wie könnte es auch anders sein, in der Stadt treffen wir auf Garço, unseren Ex-Fahrer, der jetzt schon unser Amigo ist, und er weiss sogar den Weg zum Internet - und er führt uns ganz ohne Geld hin ;-)
Endlich können wir unseren Batzen Tagebuch ins Netz stellen, Mails angucken und etwas surfen, billiger als in Mindelo ist es außerdem, wir bezahlen nur 200 ECV für die Stunde (für uns gilt: 1 € = 107 ECV). In der Mittagshitze halten wir es nicht lange aus, so kaufen wir schnell eine Schokolade im teuersten Supermarkt (Mittags sind alle anderen leider geschlossen) und suchen uns dann ein Aluguer für den Weg nach Hause. Das erste was wir finden, ist ein geschlossenes und leer, als wir aber 500 ECV bezahlen sollen, steigen wir lieber wieder aus und warten an der Strasse auf ein anderes. Und es dauert keine 2 Minuten, da steht ein Pickup neben uns, der nur 100 ECV verlangt - also rein mit uns ins auf in die abenteuerliche Fahrt. Da es hier keine Strassennamen oder Nummern gibt wisen wir nicht so recht, was wir dem Fahrer sagen sollen. Aber da hier jeder jeden kennt, reicht schon der Name Joana Lima, und er weiß wohin. Es ruckelt und windet wie verrückt, aber Flo gefällt's so gut, dass sie sofort wieder einschläft, und das, obwohl sie schon auf dem gesamten Hinweg von 90 Minuten durchgeschlafen hat. Zähne kriegen strengt wohl an.
Der restliche Tag vergeht ruhig, abends ruft die Mama an, natürlich wieder zum Abendbrot und nachdem Flo eingeschlafen ist, setzen wir uns noch etwas zu Joana und Manuel ins Fernsehzimmer. Heute läuft die letzte Folge der Telenovela "Floribella". Die Kapverdianer, wie die Portugiesen auch, lieben ihre Telenovelas, es kommen täglich mehrere und das zur besten Primetime um 8 und um 9. Aber weil wir nichts verstehen und es auch keine tolle Hochzeit zu bestaunen gibt (was ist das eigentlich für eine Telenovela, die nicht mit einer Hochzeit zuende geht???) gehen wir lieber schlafen.
Santo AntãoSa, 3.3.
Heute machen wir einen Zuhausebleibetag. Viel kurioses zu bestaunen gibt es in diesem Hause. So steht neben dem Klo ein Eimer, der für das benutzte! Klopapier ist. Und auf dem Dach haben wir vor ein paar Tagen ein Gehege mit 2 Hasen und 3 Meerschweinchen entdeckt. Moment mal, Meerschweine??? In einem Land wo alles Nutztier ist??? Wir trauen uns nicht zu fragen, tun es aber dann doch. Joana erklärt uns, dass Meerschwein für kranke Leute besonders gut ist - im Magen natürlich. Nur gut, dass keiner von uns krank ist... Und gestern kam eine Frau vorbei, die eine der kleinen Katzen in einem Plastikbeutel mitgenommen hat - ich will lieber nicht wissen wozu. Wie immer kommt jede Menge Besuch ins Haus, zum Schwatzen, zum Essen oder zum Kartenspielen.
Den ganzen Tag läuft in einem sonst nicht genutzten Raum im Erdgeschoss ein Ghettoblaster mit extrem fröhlicher lokaler Musik, ab und zu auch mal düsterer portugiesischer Hip-Hop. Manuel fragt uns den ganzen Tag ob wir mit zum Fussball kommen. Was er meint verstehen wir am späten Nachmittag. Anscheinend besteht die Wochenendbeschäftigung der Antãoer darin, den ganzen Tag am Fussballplatz rumzuhängen, es gibt auch eine kleine Bude, in der Getränke verkauft werden und wo superlauter Agro-Rap läuft. Ach so - uns Fußball gespielt wird natürlich auch. Abends ist dann Disko, wo wir des Babys wegen aber nicht mehr hingehen.
Was hierdrunter kommt, ist mein erstes 3D-Bild - von unserem Tal. So funktioniert's am leichtesten: 10 Minuten Zeit nehmen / alle Lichter löschen / weit weg vom Monitor sitzen / solange schielen bis drei Bilder des Berges auftauchen / das mittlere langsam scharf werden lassen...