Dieser Text entstand, als ich in Huambo, Angola gelebt habe.
Wie lange ist es her, seit ich das letzte Mal einen Eintrag geschrieben habe? Eine Woche? Unerhört!
Tage seit dem letzten Upload? 20? Skandalös.
Ganz langsam werde ich ungeduldig, ich habe die nicht funktionierenden Telefone satt. Und Internet, das verbotene Wort? Und wäre es nicht toll, Strom aus der Wand zu haben, im eigenen Haus? Stattdessen muss ich zu Freunden in der Stadt gehen, auf die Nacht warten und hoffen, dass genügend Energie da ist. Aber genug des Gemeckers, Angola ist immer noch ein wunderschöner Platz. Und ja, Regenzeit ist etwas spannendes. Man weiß nie, wie das Wetter wird. Und entweder man wird nass (bedeutet inTeichgefallen-nass) oder eben nicht. Der beste Rater bleibt gesund. Ich habe mir einen Schnupfen eingefangen. Und ich hoffe nur, dass die Mückenstiche weder Malaria noch ein Loch im Moskitonetz bedeuten. Unangenehm sind sie allemal. Wie nett ist es dann, wenn mich die Angolaner mit all ihrer Herzlichkeit trösten! Und mich zu einer Mahlzeit einladen. Und warum ich denn nicht sowieso über Nacht bleibe? Und natürlich, ich würde sie ja gerne alle einladen, und ich habe ja auch noch Geld übrig, doch ich bin wirklich nicht fit für Disko. Sorry, Jungs.
Monika, die Leiterin der Cidadela das Crianças, hat immer noch kein Geld. Deshalb habe Martin und ich Helena, unsere Köchin, Geld für ein ordentliches Dach gegeben. Denn Regen hier ist heftig und ausgesprochen kalt. Auch wenn es nie länger als 20 Minuten regnet. Und kochen kann sie wirklich. Und direkt in mich hineinsehen. Sie spricht wirklich schnell und viel und gern und das ist gut, denn sie hat immer recht und portugiesisch wollte ich ja schon immer lernen.
Und was die Arbeit angeht, handelt es sich natürlich zum Teil um Computer. Ich bin ja so froh, dass ich von Cosmos aus der blauen Fabrik aus Versehen eine sehr neue AntiVirus-Software bekommen habe. Denn hier befinden sich die steinalten Computer wirklich im Kreuzfeuer von Viren aller Generationen. Und Achtung, das angeblich so tolle SafeBoot-Programm kopiert sich ungefragt und unsichtbar auf Disketten. À propos: Die Schüler von EPF hätten wirklich gerne welche, und die Lehrer sowieso. Aber wenn man sie auf dem Markt neben Eiern und Fahrrädern kauft, sind sie mit Sicherheit teuer und meistens auch kaputt. Und da nicht viele über Videorecorder und Computermäuse Bescheid wissen, werde ich ständig mit gebrochen Kabeln, zerfetzten Steckern und jeder Menge kaputtreparierten Technik-Leichen konfrontiert. Wo in Europa die Regel gilt, was ich nicht bedienen kann, schraube ich erst recht nicht auf, passiert hier das Gegenteil. Hey, Angolaner, wenn ihr schon kein Geld habt, dann geht doch etwas geduldiger mit euren Spenden um. Und überhaupt, das Drücken von Knöpfen, speziell des Auslösers meiner Kamera ist für Farmer-Hände ganz dolle schwierig.
Aber jeder ist sehr dankbar, wenn ich mich traue, eine Lektion in Sachen westliche Technik zu geben, for obvious reasons.
Der arme Martin weiß immer noch nicht, was er will. Spricht mit mir immer wieder übers heimkehren, versagt aber darin, mit irgendjemand anderen darüber zu reden. Regt sich über jeden auf, der ihn zum bleiben überredet, lässt sich aber binnen 2 Sekunden überreden. Und statt das Wochenende in der Stadt zu verbringen, zieht er das zu dieser Zeit fast ausgestorbene Quissala vor. Doch jedes Mal, wenn ich ihn in die Stadt "geschleppt" habe, schien er es nicht besonders zu mögen. Und Kisomba findet er ganz schrecklich und angolanische Kultur ist ja ganz falsch. Martin, was soll ich mit dir machen? Regt sich auf, wenn er einmal in der Woche angebrannten Pappa in EPF essen muss, weil kein Brot da ist und würde sich nie in die Stadt begeben und das preiswerte und leckere Brot zu kaufen. Nein, ich esse kein Ei und keine Bohnen und kein Fleisch und kein gar nichts außer Pasta und Zwiebel, sagt Martin. In Dänemark konnte ich über Ritva's Sorgen um Martin's Ernährung hinwegsehen, aber hier macht ihn sein starker Wille kaputt. Und weil er ja niemandem Arbeit machen will, wird er sich wohl bis März in Angola bewegen. Und weil er schon mal da ist, auch einen guten Job im Projekt machen. Und mir nach dem Englischunterricht erzählen, dass er unmöglich irgendetwas zur Entwicklung der Region beitragen kann. Es tut weh, ihn an sich selbst scheitern zu sehen, den netten Kerl. Kann er nicht ein paar Freunde haben? Und meine mag er nicht.
Und natürlich habe ich auch meine Zweifel, manchmal. Doch dann stehe ich auf und klopfe mir auf die Schulter, hey, ich habe es bis Angola geschafft, ich lebe hier meinen Traum. Aufgeben ist wegrennen vom Traum. Und Sylvester Stalone ist vor mir und sooo unbedeutend, und seine Welt hat sicher auch seine Vorzüge. Doch ich mag diesen Fleck. Und alle Verwirrung und Einsamkeit ist es doch wert. Und bei allem, ich weiß, dass ich hier nicht im Stich gelassen werde. Smiling. Und natürlich würde ich euch in Deutschland das gerne direkt wissen lassen. Ich werde weiter nach Telefonen fragen.
Und bis dann Grüße aus dem Land mit nur einem Fernsehsender! Und wie stolz sie auf ihn sind, nach dem Krieg! Und wie Helena wir neulich glaubhaft versichterte, 3 Montate und zerquetschte.
Wie lange ist es her, seit ich das letzte Mal einen Eintrag geschrieben habe? Eine Woche? Unerhört!
Tage seit dem letzten Upload? 20? Skandalös.
Ganz langsam werde ich ungeduldig, ich habe die nicht funktionierenden Telefone satt. Und Internet, das verbotene Wort? Und wäre es nicht toll, Strom aus der Wand zu haben, im eigenen Haus? Stattdessen muss ich zu Freunden in der Stadt gehen, auf die Nacht warten und hoffen, dass genügend Energie da ist. Aber genug des Gemeckers, Angola ist immer noch ein wunderschöner Platz. Und ja, Regenzeit ist etwas spannendes. Man weiß nie, wie das Wetter wird. Und entweder man wird nass (bedeutet inTeichgefallen-nass) oder eben nicht. Der beste Rater bleibt gesund. Ich habe mir einen Schnupfen eingefangen. Und ich hoffe nur, dass die Mückenstiche weder Malaria noch ein Loch im Moskitonetz bedeuten. Unangenehm sind sie allemal. Wie nett ist es dann, wenn mich die Angolaner mit all ihrer Herzlichkeit trösten! Und mich zu einer Mahlzeit einladen. Und warum ich denn nicht sowieso über Nacht bleibe? Und natürlich, ich würde sie ja gerne alle einladen, und ich habe ja auch noch Geld übrig, doch ich bin wirklich nicht fit für Disko. Sorry, Jungs.
Monika, die Leiterin der Cidadela das Crianças, hat immer noch kein Geld. Deshalb habe Martin und ich Helena, unsere Köchin, Geld für ein ordentliches Dach gegeben. Denn Regen hier ist heftig und ausgesprochen kalt. Auch wenn es nie länger als 20 Minuten regnet. Und kochen kann sie wirklich. Und direkt in mich hineinsehen. Sie spricht wirklich schnell und viel und gern und das ist gut, denn sie hat immer recht und portugiesisch wollte ich ja schon immer lernen.
Und was die Arbeit angeht, handelt es sich natürlich zum Teil um Computer. Ich bin ja so froh, dass ich von Cosmos aus der blauen Fabrik aus Versehen eine sehr neue AntiVirus-Software bekommen habe. Denn hier befinden sich die steinalten Computer wirklich im Kreuzfeuer von Viren aller Generationen. Und Achtung, das angeblich so tolle SafeBoot-Programm kopiert sich ungefragt und unsichtbar auf Disketten. À propos: Die Schüler von EPF hätten wirklich gerne welche, und die Lehrer sowieso. Aber wenn man sie auf dem Markt neben Eiern und Fahrrädern kauft, sind sie mit Sicherheit teuer und meistens auch kaputt. Und da nicht viele über Videorecorder und Computermäuse Bescheid wissen, werde ich ständig mit gebrochen Kabeln, zerfetzten Steckern und jeder Menge kaputtreparierten Technik-Leichen konfrontiert. Wo in Europa die Regel gilt, was ich nicht bedienen kann, schraube ich erst recht nicht auf, passiert hier das Gegenteil. Hey, Angolaner, wenn ihr schon kein Geld habt, dann geht doch etwas geduldiger mit euren Spenden um. Und überhaupt, das Drücken von Knöpfen, speziell des Auslösers meiner Kamera ist für Farmer-Hände ganz dolle schwierig.
Aber jeder ist sehr dankbar, wenn ich mich traue, eine Lektion in Sachen westliche Technik zu geben, for obvious reasons.
Der arme Martin weiß immer noch nicht, was er will. Spricht mit mir immer wieder übers heimkehren, versagt aber darin, mit irgendjemand anderen darüber zu reden. Regt sich über jeden auf, der ihn zum bleiben überredet, lässt sich aber binnen 2 Sekunden überreden. Und statt das Wochenende in der Stadt zu verbringen, zieht er das zu dieser Zeit fast ausgestorbene Quissala vor. Doch jedes Mal, wenn ich ihn in die Stadt "geschleppt" habe, schien er es nicht besonders zu mögen. Und Kisomba findet er ganz schrecklich und angolanische Kultur ist ja ganz falsch. Martin, was soll ich mit dir machen? Regt sich auf, wenn er einmal in der Woche angebrannten Pappa in EPF essen muss, weil kein Brot da ist und würde sich nie in die Stadt begeben und das preiswerte und leckere Brot zu kaufen. Nein, ich esse kein Ei und keine Bohnen und kein Fleisch und kein gar nichts außer Pasta und Zwiebel, sagt Martin. In Dänemark konnte ich über Ritva's Sorgen um Martin's Ernährung hinwegsehen, aber hier macht ihn sein starker Wille kaputt. Und weil er ja niemandem Arbeit machen will, wird er sich wohl bis März in Angola bewegen. Und weil er schon mal da ist, auch einen guten Job im Projekt machen. Und mir nach dem Englischunterricht erzählen, dass er unmöglich irgendetwas zur Entwicklung der Region beitragen kann. Es tut weh, ihn an sich selbst scheitern zu sehen, den netten Kerl. Kann er nicht ein paar Freunde haben? Und meine mag er nicht.
Und natürlich habe ich auch meine Zweifel, manchmal. Doch dann stehe ich auf und klopfe mir auf die Schulter, hey, ich habe es bis Angola geschafft, ich lebe hier meinen Traum. Aufgeben ist wegrennen vom Traum. Und Sylvester Stalone ist vor mir und sooo unbedeutend, und seine Welt hat sicher auch seine Vorzüge. Doch ich mag diesen Fleck. Und alle Verwirrung und Einsamkeit ist es doch wert. Und bei allem, ich weiß, dass ich hier nicht im Stich gelassen werde. Smiling. Und natürlich würde ich euch in Deutschland das gerne direkt wissen lassen. Ich werde weiter nach Telefonen fragen.
Und bis dann Grüße aus dem Land mit nur einem Fernsehsender! Und wie stolz sie auf ihn sind, nach dem Krieg! Und wie Helena wir neulich glaubhaft versichterte, 3 Montate und zerquetschte.
Angola
Beschreibung
Von September 2002 bis März 2003 habe ich bei der Organisation ADPP in Huambo, Angola als Tutor gearbeitet. Ich habe Englisch und Computernutzung an einer Schule für angehende Grundschullehrer unterrichtet.