Die Letzte Generation: Aktivisten oder Verbrecher?

Im Artikel werden die Vorwürfe eingeordnet, die gegen mich erhoben werden.

In den Kommentaren wurde ich aufgefordert, Belege zu liefern, dass uns die Ampel-Regierung unterstützt hat - das ist natürlich komplett konfus. Dann bleibt das wohl eine geheimnisvolle Verschwörungstheorie, dass Protest gegen die Regierung irgendwie von der Regierung gewollt war. 🤯

Andere Stimmen waren voll des Lobes, z.B. „Diejenigen, die die Aktivisten beschimpfen, haben nicht erkannt, daß diese einen Weg zur Rettung des Planeten weisen und die nicht das private Wohlfühlen an die Spitze ihrer Wünsche setzen, es sind Widerstandskämpfer zum Wohle der Menschen, der Tiere und der Pflanzen, man kann auch sagen, sie sind Helden.“

Es gab auch die Anmerkung, dass die Proteste der Letzte Generation vor den Kipppunkten bewirken, dass in Deutschland weniger fossile Brennstoffe verbraucht werden und damit weniger CO₂ ausgestoßen wird. Gegen den globalen Markt hilft bald der Carbon Border Adjustment Mechanism (CBAM). Das ist der CO₂-Grenzausgleichssystem der EU. Es soll sicherstellen, dass importierte Waren die gleichen CO₂-Kosten tragen wie in der EU hergestellte Produkte, um die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Unternehmen zu schützen und eine Verlagerung emissionsintensiver Produktion ins Ausland zu verhindern. Indirekt heißt natürlich auch, dass sich Proteste für Klimaschutz wahrscheinlich auf die globalen CO₂-Emissionen auswirken.

Einem Foristen war die Anzahl der Tuk-Tuks in Indien ein Grund, unsere Proteste sinnlos zu finden. Wir haben mehr Klimaschutz von der Bundesregierung gefordert. Die Ampel hatte vermutlich keinen Einfluss auf Tuk-Tuks, aber auf die drittstärkste Wirtschaft der Welt. Die Pro-Kopf-Verbrauchs-basierte CO₂-Emissionen der Deutschen liegen bei 9,9 und die von Indern bei 1,8 Tonnen pro Jahr. Wir Deutschen emittieren also mehr als 5× mehr CO₂ pro Kopf.

Nach China sollen wir gehen, dann bekämmen wir seinen Respekt, meinte Antonon. Aber natürlich geht es uns nur um Klimaschutz, nicht um Respekt. Klimaschutz, der unsere Lebensgrundlagen schützt. Klimaschutz reduziert die Wucht von Missernten, Stürmen, Überschwemmungen. Protest sollte dort stattfinden, wo er potentiell am meisten bewirkt - auch wenn die Wirksamkeit meist erst Jahre später messbar wird, weil unsere Intuitionen zu gesamtgesellschaftlichen Prozessen so irreführend sind. Ich denke nicht, dass Protest in einer Diktatur ebenso wirksam ist wie in einer Demokratie. Die Letzte Generation hat ihren Protest nicht organisiert, um Respekt zu gewinnen, sondern unter anderem für ein Tempolimit, gegen Lebensmittelverschwendung und unangemessen viel neue fossile Infrastruktur. Themen, die bei guter Kommunikation durch die Bundesregierung locker eine Mehrheit bekommen.

Das Argument, dass China erst etwas machen muss bevor wir etwas machen ist seltsam und unmoralisch. Sollte die Feuerwehr Ihr Haus nicht löschen, weil es 8000 Kilometer weiter ein größeres Feuer gibt? Sollten Sie Ihre Briefe nicht öffnen, weil irgendwer in der Stadt seine Briefe auch nicht öffnet? Wir können das Richtige tun, auch wenn andere etwas falsch machen.

Ein Forist wünscht sich: „In einhundert Jahren wird die Menschheit hoffentlich erkennen, mit welcher kriminellen Energie uns dagegen die Fossilbranche manipuliert hat, um auf Kosten der Allgemeinheit, folgender Generationen und des ökologischen Gleichgewichts ihre Profite zu maximieren.“

Ich war bis zur Auflösung bei der Letzten Generation aktiv. Wir haben viel Sichtbarkeit bekommen, politisch einiges erreicht - und sehr viel Geld verloren. Das ist okay, aber ein krasser Kontrast zur fossilen Lobby, die mit ihrer Angstmacherei, Verunsicherung und Zweifelsähen sehr viel Geld verdient. Meine Motivation ist, meinen beiden wunderbaren Kindern eine etwas bessere Zukunft zu ermöglichen, indem wir das Klima weniger ändern.