Dresdner Klimaaktivist; #TeamHabeck

Angola

Von September 2002 bis März 2003 habe ich bei der Organisation ADPP in Huambo, Angola als Tutor gearbeitet. Ich habe Englisch und Computernutzung an einer Schule für angehende Grundschullehrer unterrichtet.

Negrina

12.11.2002
Sehr gerne würde ich euch in Deutschland eine Nachricht zukommen lassen. Aber momentan ist die Situation etwas verfahren: kein Telefon, kein Internet, kein Flugzeug, also auch keine Post. Aber das gibt sich wieder, nächsten Sonnabend werde ich sicher mit dem Telefon durchkommen, und vielleicht auch meine Mails abholen. Und kein Problem, schließlich gibt es hier ja genügend Menschen. Mmmh-mmh.

Donnerstag vor dem Wochenende

07.11.2002
Alles, irgendwie steht es schon im Schatten des Wochenendes, das noch gar nicht begonnen hat. Klitzekleines Problem: Ich habe kein Geld, weil ADPP keins hat. Momentan leben gerade alle in ADPP auf Pump, manche Angestellte haben sein 3 Monaten kein Geld mehr erhalten. Das unangenehme daran ist, dass keiner weiß, wann es wieder etwas gibt. Immer heißt es morgen. Und ich habe alles ausgegeben, und habe mit diversen Studenden hier in EPF natürlich auch gern mal ein gasosa geteilt, oder eine Banane. Das kann ich mir jetzt wohl nicht mehr leisten.

Open Sunday

27.10.2002
Heute ist hier Open Sunday. Das Thema ist Umweltschutz, also haben wir eine Müllsammelaktion (die Welt hier ist voller Müll, Cola-Büchsen liegen überall), anschließend wird aus dem Müll gebastelt. Das ist dann wohl eher für die Kiddies, mal sehen.

Außerdem haben wir Kuchen gebacken, wirklich einmal. Mit Holzfeuer, Trockenmilchpulver. Ihr solltet die Fotos sehen!

Krank

20.10.2002
Ok, jetzt habe ich mich also mit dem Durchfall angewöhnt. In meinem Bauch vibriert, gluckst und das ständige tägliche Gewitter draußen spielt einen Soundtrack dazu. Und eigentlich habe ich ja Mararia. Bekommt sie nicht, es ist gar nicht schön. Alles schmerzt, und ich war so schwach, dass mir der Weg zum Essen wie ein Hausbau vorkam. Jeder Platz zum Sitzen sieht einladend aus, besser als weitergehen. Und man kann ja auch auf dem Boden sitzen. Jetzt erhole ich mich wieder, doch noch immer muss ich mich konzentrieren, um eine gerade Linie zu laufen.

Und dann, nächster Tag...

Einsicht

16.10.2002
Nie wieder werde ich über Menschen lästern, die ihr Windows-Farbschema aller 2 Tage ändern, denn ich weiß jetzt, dass das einer der Wege zum Glück ist, denn ich habe ihn beschritten. Ich weiß, ich bin wie ein Gartenschlauch, der von der Kraft des Wassers in alle Richtungen kreuz und quer hin- und hergeworfen wird. Ich bin so glücklich, in dieser Sekunde, ich glaube, dass ich momentan die Welt ein bisschen besser in wichtig und unwichtig sortieren kann, den wirbelnden Gartenschlauch, der ich bin, ein kleinwenig besser lenken kann.

Englisch

16.10.2002
Gerade sind zwei Kiddies von Cidadela das Crianças hier mit mir in unserem Küchenhaus, so niedlich, schüchtern. Kein Wunder, sitze ich doch hier vorm Computer und höre Enya, und Kopfhörer, auscultadors, sind ja hier so wie in Europa fliegende Untertassen, gibt es sie wirklich? Wannimmer ich sie nicht benötige, gebe ich sie an einen Angolaner weiter. Indessen sind die beiden Kids verschwunden, spielen wahrscheinlich Fussball hinterm Haus, barfuss in löchrigen Klamotten.

Insekt

14.10.2002
Ich sitze in meinem Haus, gelangweilt, weil die erhoffte Transport-Möglichkeit nach Huambo nicht funktioniert hat. Ich beobachte die immer fleißigen, wenn auch etwas betrunken zu scheinenden Insekten um mich herum. Da ist zum Beispiel dieses wespenartige Ding, das jedes der kleinen Löchlein in der Hauswand untersucht, um anschließend wieder von vorn mit der Suche zu beginnen.

Und auch das 5 cm große Ding mit der großen Kugel am Schwanz, das seit einer Stunde über mir am Dachstuhl hängt und sich putzt.